Thomas Piketty:Hoch die Steuern

Lesezeit: 2 min

Star-Ökonom Thomas Piketty prangert Ungleichheiten an - von Vermögen bis zum CO₂-Ausstoß. Er drängt auf radikale Schritte.

Von Kevin Gallant

Die Financial Times nannte ihn einmal den Rockstar der Ökonomen: Thomas Piketty. Seit Jahren kritisiert der Franzose die Ungleichheit und bringt bisweilen spektakuläre Vorschläge in die Diskussionen ein: Milliardäre sollen laut ihm etwa bis zu 90 Prozent ihres Vermögens abgeben, die Einkommensteuer soll für die Reichsten drastisch steigen - und im Gegenzug sollen alle Bürgerinnen und Bürger 120 000 Euro vom Staat bekommen, wenn sie 25 Jahre alt werden, als Startkapital zum Kauf von Eigentum oder der Gründung eines Unternehmens.

Der Bestseller-Autor hat seine Analyse und seine Ideen bei den "Munich Economic Debates" von Ifo-Institut und SZ vorgestellt. Ungleichheit ist demnach ein weltweites Phänomen: "In Staaten wie Südafrika oder Brasilien besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung einen Anteil von 50 bis fast 70 Prozent des gesamten nationalen Einkommens", sagte er. "Die ärmsten 50 Prozent der Bevölkerung hingegen besitzen teilweise nur einen einstelligen Anteil, etwa in Südafrika."

In Europa seien die Unterschiede zwar nicht so groß, dennoch wies Piketty daraufhin, "sich nicht damit zufriedenzugeben". Denn: Auch in Deutschland bezögen die reichsten zehn Prozent mehr als ein Drittel des gesamten Einkommens, die ärmsten 50 Prozent nur ungefähr ein Fünftel. "Und die Ungleichheit beim Vermögen ist noch viel größer als die beim Einkommen", sagte Piketty. Laut ihm konzentrieren in Europa sich 55 Prozent des Vermögens bei den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung, bei den ärmeren 50 Prozent nur etwa fünf Prozent.

Auch bei der Bildung sieht Piketty eine Ungleichheit: "Seit den Achtzigerjahren stagnieren die staatlichen Ausgaben für höhere Bildung, obwohl es immer mehr Menschen gibt, die diese Bildung wahrnehmen wollen, was dazu führt, dass Menschen aus ärmeren Verhältnissen der Weg versperrt bleibt". Als Beispiel zieht der Ökonom eine Studie aus den USA heran: Dort stehe der Zugang für Kinder zu Universitäten oder Colleges in Zusammenhang mit dem Einkommen der Eltern. "Während es von den ärmsten Kindern nur ungefähr ein Viertel an die Unis schafft, sind es 90 Prozent bei den reichsten Kindern", sagte Piketty.

Wichtig sei es auch, die Ungleichheit beim Klimawandel zu betrachten: "Wir werden es nie schaffen, diese Herausforderungen zu bewältigen, wenn wir nicht auch die Ungleichheiten beim CO₂-Ausstoß beachten - und darauf schauen, wer an meisten an den Folgen des Klimawandels leidet", sagte Piketty. Vermögendere Menschen seien für mehr Emissionen verantwortlich, die Folgen müssten aber eher ärmere Menschen tragen.

Bei der Entwicklung von Lösungsansätzen setzte Piketty bei dem Vortrag auf seine bereits bekannten Vorschläge: höhere Abgaben von Einkommen und Vermögen und Umverteilung. Auch brachte er eine angepasste CO₂-Steuer ins Spiel: "Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie man eine progressivere und gerechtere CO₂-Steuer aussehen kann", sagte Piketty und fügte an: "Ich glaube, dass dieser Schritt nötig sein wird."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: