Textilienleasing:Sauberes Geschäft

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Klassenunterschiede gibt es hier nicht, Managerhemden und Blaumänner werden mit der gleichen Sorgfalt behandelt. Die badische Firma Bardusch reinigt, was Mitarbeiter anderer Unternehmen verdrecken.

Gudrun Passarge

Nach einer Woche bei der Firma Bardusch landet die Wäsche wieder sauber beim Auftraggeber - dank eines Barcodes genau im Fach desjenigen Mitarbeiters, dem sie gehört.

Kochmützen und Tischdecken - die Firma lässt sie alle wieder strahlen. (Foto: Foto: photodisc)

Textil-Leasing heißt das Konzept, das die Bardusch-Gruppe als eines der ersten Unternehmen in Deutschland angeboten hat. Heute versorgt sie weltweit mehr als eine Millionen Menschen mit gemieteter Berufskleidung oder Arbeitsschutzartikeln.

Täglich 70 Tonnen Schmutzwäsche

Der Markt birgt Potential. Nach Angaben des Industrie-Verbands Textil-Service (Intex) in Eschborn lag der Umsatz 2004 bei knapp 2,3 Milliarden Euro.

Miet-Berufsbekleidung spielt die herausragende Rolle in dem Geschäft - nach Angaben der 38 Intex-Mitglieder mit einem Umsatz von 743 Millionen Euro jährlich. Zum Vergleich: Bei Mietwäsche im Gesundheits- und Sozialwesen setzen sie lediglich 218 Millionen Euro um.

Die Bardusch GmbH ist einer der Spezialisten für Mietberufskleidung. Seinen Sitz hat das Familienunternehmen in Ettlingen, der Umsatz wird 2005 auf 240 Millionen Euro beziffert. Allein in Ettlingen fahren jeden Morgen 45 Lastwagen vor, um 70 Tonnen Schmutzwäsche anzuliefern, darunter 20 Tonnen Miet-Berufskleidung, was etwa 50 000 Teilen entspricht.

Automatische Sortierung mittels Barcode

Der Rest ist Flachwäsche aus Krankenhäusern, Hotels, Altenheimen. Auch Handtuchrollen und Schmutzmatten werden gereinigt.

Rollcontainer transportieren die Wäsche in die große Halle, wo sie mit Hilfe des Barcodes sortiert werden. In riesigen Waschmaschinen werden 50 Kilogramm pro Gang gereinigt. 800 Kilogramm Waschpulver pro Tag verbraucht der Betrieb.

Von einem hohen Laufband rutscht ein grauer Wäscheberg herunter: Opel-Hemden. Eine Mitarbeiterin nimmt die feuchten Kleidungsstücke und hängt sie auf Bügeln auf. Jetzt werden sie, aufgereiht wie Pappsoldaten, Stück für Stück in den "Tunnelfinisher" gezogen.

Sitzen die Knöpfe?

"Schleuderfeuchte Ware wird mit Sprühdampf befeuchtet, dann wird sie mit heißer Luft getrocknet bei etwa 150 Grad", erklärt Thomas Ochs, Betriebsleiter in Ettlingen. Die Hemden sollen schön glatt werden. Anschließend zieht das Laufband an einer Kontrollstation vorbei.

Hier prüft eine Mitarbeiterin, ob alle Knöpfe sitzen, die Nähte in Ordnung sind und die Hemden wirklich fleckenfrei sind. Je nach Kunde wird das gefaltete Wäschestück am Schluss noch in Folie verpackt und in Containern gestapelt für den Rücktransport.

Opel war der erste Großkunde, den Bardusch für seinen textilen Vollservice gewonnen hat. Nach einer Ausschreibung ging der Auftrag an das Familienunternehmen. "Innerhalb von einem halben Jahr mussten wir 40 000 Mitarbeiter ausstatten", erzählt Rudolf Fang.

Vermessung der Mitarbeiter am laufenden Band

Der Geschäftsführer ist seit 30 Jahren im Unternehmen und hat die Anfänge des noch relativ jungen Geschäftszweigs der Mietberufskleidung miterlebt. "Bei Opel war das stressig damals", berichtet er. Im Drei-Schicht-Betrieb waren die Textildienstleister unterwegs, um die Mitarbeiter zu vermaßen.

"Wir haben die Umkleidekabine bei laufendem Betrieb am Band weitergeschoben, von Mitarbeiter zu Mitarbeiter." Heute können neue Mitarbeiter zum Vermaßen ins Service-Büro gehen, das auf dem Firmengelände liegt.

Anhand eines solchen Großbetriebs preist Fang die Vorteile des Leasing-Vertrags für den Kunden. Er spare den Einkauf der Ware, brauche sich nicht um die Lagerhaltung kümmern, spare Mitarbeiter, die die Wäsche einsammeln müssten sowie die Reinigungskosten und habe keine Scherereien, verschlissene oder kaputte Teile zu ersetzen.

Fang hat berechnet, was das in Euro ausmacht. Bei 30 000 gemieteten Teilen müsste der Kunde beim Textil-Leasing 615 000 Euro im Jahr zahlen, beim Selbst-Einkauf mit Pflege wären 1,4 Millionen Euro fällig.

Doch Bardusch betreut nicht nur Großkunden. Auch mittelständische Betriebe, Krankenhäuser und Hotels nutzen die Mietkleidung und -wäsche. Ein Handwerksbetrieb mit fünf Mitarbeitern müsste, so rechnet Fang, pro Woche für den Vollservice 4,50 Euro pro Frau oder Mann zahlen. Der Geschäftsführer vergleicht den Betrag gerne mit dem Preis einer Schachtel Zigaretten.

Wachstum von bis zu sieben Prozent angepeilt

Das Konzept der Bardusch-Gruppe wird mittlerweile weltweit verfolgt. Mehr als 3500 Mitarbeiter arbeiten in den Niederlassungen des Unternehmens. Die Gruppe hat auch Standorte in Ungarn und Polen, um dort zu expandieren.

Verlagerung in den Osten aus Kostengründen, "das ist nicht unsere Politik", sagt Geschäftsführer Fang. Die Mitarbeiter der 20 deutschen Niederlassungen würden nach Tarif bezahlt und kämen zusätzlich in den Genuss freiwilliger Leistungen.

Fang spricht von einem angestrebten Wachstum von fünf bis sieben Prozent jährlich. "Wir sehen ein enormes Wachstumspotential, denn viele Betriebe haben noch keine Mietwäsche." Als zukunftsträchtig sieht er auch das Geschäft mit der Reinraumkleidung an, "eine Nische".

In der Lackiererei eines Autokonzerns sei die Rate der Beanstandungen stark zurückgegangen, seit Bardusch die Reinigung dieser problematischen Kleidung übernommen habe, berichtet der Geschäftsführer stolz.

© SZ vom 25.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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