Textilfirmen in Asien:Ausbeutung für Ivanka

Lesezeit: 2 min

Näherinnen beklagen schlechte Arbeitsbedingungen in einer indonesischen Fabrik, in der unter anderem Mode für die Linie "Ivanka Trump" hergestellt wird. Die Arbeiterinnen berichten von Mini-Gehältern und unbezahlten Überstunden.

Von Vivien Timmler

Vielleicht ist Ivanka Trump eben doch nur eine ganz normale Textilunternehmerin. Eine, die sich mit Lieferproblemen herumschlagen muss, mit Absatzrückgängen und, wie so viele andere, mit dem Vorwurf der Billigproduktion in Asien. Allerdings ist sie auch eine, die mittlerweile einen Job im Weißen Haus hat. Und mit dem lässt sich der Vorwurf der Ausbeutung von Arbeitskräften nur schwerlich vereinbaren.

Genau den erheben nun eine ganze Reihe von Arbeitern im Gespräch mit dem britischen Guardian. Ausführlich schildern sie, wie die Arbeit in der Fabrik PT Buma Apparel Industry in der indonesischen Stadt Subang abläuft, in der unter anderem Mode für die Linie "Ivanka Trump" hergestellt wird: Sie erzählen von Mini-Gehältern, Einschüchterungsversuchen, Unmengen unbezahlter Überstunden und Produktionszielen, die nahezu unmöglich zu erfüllen seien. "Sie stempeln unsere Karten um vier Uhr nachmittags aus, sodass niemand etwas beweisen kann", sagt ein Arbeiter.

Trotz der harten Bedingungen sind viele der nach offiziellen Angaben 2759 Angestellten froh, überhaupt Arbeit zu haben. Ihnen wird der für die Provinz Jawa Barat ortsübliche Mindestlohn gezahlt: 2,3 Millionen Rupien im Monat, umgerechnet etwa 154 Euro. Da der Mindestlohn in Indonesien regional festgelegt wird, schwankt er jedoch erheblich und ist in Jawa Barat so niedrig wie in kaum einer anderen Region im Land.

Besonders hart ist der Arbeitsalltag für viele Frauen, die drei Viertel der Belegschaft der Fabrik ausmachen. Dabei sind sie eigentlich diejenigen, die Ivanka Trump besonders fördern will. Viele von ihnen sind Mütter, sehen ihre Kinder aber nur am Wochenende oder seltener, weil es der geringe Verdienst und die weiten Wege in die Heimatdörfer nicht zulassen. Zudem legt der Arbeitgeber ihnen nahe, für neun Euro zusätzlich im Monat auf den menstrual leave (eine Art Menstruationsurlaub)

zu verzichten, der Frauen in Indonesien rechtlich zusteht. Für wen sie da arbeiten, wissen viele der Frauen ganz genau. Vor etwa einem Jahr habe sie den Namen Ivanka Trumps erstmals auf den Schildchen erkannt, erzählt eine Arbeiterin. Als sie von Trumps neuem Buch "Women Who Work" erfahren habe, in dem es um Frauen am Arbeitsplatz geht, habe sie laut lachen müssen. "Mein Bild einer Work-Life-Balance wäre es, meine Kinder mehr als einmal im Monat zu sehen", sagt sie. Die Lücke, die da klafft zwischen dem, was Ivanka Trump auf den großen Bühnen dieser Welt über Frauenrechte erzählt, und dem, was in der indonesischen Fabrik der Realität entspricht, ist also gewaltig.

Hinzu kommt, dass Ivanka Trumps Marke erst in der vergangenen Woche negative Schlagzeilen in China machte: Drei Aktivisten der Organisation China Labor Watch hatten versucht, die Arbeitsbedingungen bei einem chinesischen Schuhhersteller zu dokumentieren, der auch für die Präsidententochter produziert. Doch statt wie üblich die Männer der Fabrik zu verweisen, wurden sie verhaftet. "Wir haben keinen direkten Beweis dafür, aber die Vermutung liegt nahe, dass das damit zusammenhängt, dass es sich um Ivanka Trump handelt", sagt eine Sprecherin der Gruppe.

Ivanka Trump hat sich bis heute zu dem Vorfall in China nicht geäußert. Auch wenn sie den Vorsitz ihrer Firma mit Beginn ihrer Tätigkeit im Weißen Haus abgab, gehört diese noch immer ihr - und trägt ihren Namen. Sie hätte den Vorfall in China aufgreifen und sich nicht nur für gut situierte und erfolgreiche, sondern auch für ärmere Frauen im asiatischen Raum einsetzen können. Diese Chance hat sie verpasst. Nun hätte sie eine neue.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: