Textil:Vor der Aufteilung

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Der insolvente Modekonzern Steilmann wird voraussichtlich aufgespalten und in Teilen verkauft. Ein Verkauf als Ganzes sei "eher unwahrscheinlich", sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Frank Kebekus.

Der Modekonzern Steilmann steht vor der Zerschlagung. Insolvenzverwalter Frank Kebekus hat mit der Suche nach Käufern für die einzelnen Teile und Marken des Unternehmens begonnen, wie Steilmann am Montag mitteilte. "Ein Verkauf der Gruppe als Ganzes ist aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich", sagte ein Sprecher von Kebekus. Erste Gespräche mit Unternehmen aus der Branche und mit Finanzinvestoren liefen bereits. Die Zeit drängt: Kebekus glaubt, in den Wochen bis zu einem Verkauf ohne frische Mittel von außen über die Runden zu kommen. Das Geschäft könne vorerst aus eigener Kraft finanziert werden, heißt es. Den Kredit eines Finanzinvestors hat Kebekus deshalb ausgeschlagen.

"Unser Ziel ist, schnellstmöglich Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern eine neue Perspektive zu eröffnen", sagte Kebekus einer Mitteilung zufolge. Zur Steilmann-Holding gehören Markenmode-Anbieter wie Apanage und Steilmann, die Boecker-Modehäuser, aber auch Zulieferer für Billiganbieter wie KiK und Aldi.

Offen ist, wie es mit dem vermeintlich wertvollsten Teil von Steilmann weitergeht, der Beteiligung an der Billig-Kette Adler Modemärkte. Dort muss unter anderem geklärt werden, welche Rechte der Finanzinvestor Equinox als Miteigentümer hat und wem der Erlös aus einem Verkauf zugutekäme. "Kebekus hat jetzt begonnen, das Thema aufzuarbeiten", sagte sein Sprecher. Gesicherte Erkenntnisse lägen aber noch nicht vor. Steilmann und Equinox halten zusammen 53 Prozent an Adler.

Steilmann hatte Ende März, nur fünf Monate nach dem mühsamen Börsengang, Insolvenz angemeldet. Die Banken hatten angesichts schlechter Geschäfte die Reißleine gezogen, Investoren wollten nicht einsteigen.

Insgesamt beschäftigt die Gruppe mehr als 8000 Mitarbeiter, davon 4000 bei Adler Modemärkte, das Filial-Unternehmen ist von der Insolvenz nicht betroffen. Steilmann machte 2014 - nach dem Herausrechnen von Adler Modemärkte - einen Umsatz von rund 360 Millionen Euro. Der Insolvenzantrag erfolgte kurz vor Ostern, am 6. April 2016 folgten Anschlussinsolvenzen einer Reihe von deutschen Konzerngesellschaften

Steilmann ist kein Einzelfall in der deutsche Textilindustrie, eine ganze Reihe von Unternehmen hat zu kämpfen. Bei Hugo Boss ist gerade der Vorstandsvorsitzende gegangen, nachdem Ziele nicht erreicht worden waren. Gerry Weber schließt Filialen und streicht Jobs. Auch Tom Tailor überprüft Standorte.

© SZ vom 19.04.2016 / Reuters, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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