Tesla:Aufwärts in der Krise

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Ein Tesla Model S. Das US-Unternehmen ist derzeit nicht nur bei Anlegern beliebt, auch sonst läuft es gut. (Foto: Spencer Platt/AFP)

Der Kurs des E-Autobauers Tesla geht steil nach oben. Das liegt nicht nur an den stets hübschen Firmen-Storys.

Von Max Hägler, München

Keine Woche bei dem Autobauer Tesla ohne Klatsch: In den USA ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob die von Tesla angesichts der Corona-Krise gebastelten Beatmungsmaschinen (gedacht wohl für mittelschwere Fälle) tatsächlich bei Krankenhäusern angekommen sind. Und der Gründer, Elon Musk, muss sich nun vor einem Gericht verantworten wegen eines Tweets vor eineinhalb Jahren: Darin hatte er erklärt, das Unternehmen von der Börse nehmen zu wollen. Später ruderte er zurück. Aktionäre machen ihn für Milliardenverluste damals verantwortlich.

Heute kann von Verlusten keine Rede mehr sein. Verdoppelt hat sich der Aktienwert des E-Auto-Pioniers seitdem; und selbst in Seuchenzeiten geht es nach oben: von etwa 500 US-Dollar an der US-Börse Nasdaq zu Monatsbeginn auf derzeit 753,89 Dollar - ein Plus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vortag. Dabei steht die Tesla-Fabrik in Fremont derzeit still. Viele andere Autowerte, zumal deutsche, haben diesen Lauf nicht annähernd.

Wie stets dürfte bei Tesla die hübsche Story eine Rolle spielen, nun wieder ein wenig weitergetrieben durch selbstgebaute Medizingeräte. Den Managern bei BMW, zum Vergleich, musste dem Vernehmen nach gut zugeredet werden, bis die ersten Masken gespendet wurden. Tatsächlich steht Tesla in vielen harten Kriterien gut da. Der US-Autobauer hat nach Berechnung der Unternehmensberatung EY zwischen den Jahren 2018 und 2019 das stärkste Umsatzplus aller Autohersteller hingelegt: plus 15 Prozent. BMW lag übrigens auf Rang drei (plus acht Prozent). Auch die vergangenen Monate waren erfreulich für Tesla: 103 000 Wagen fertigte der Autobauer, weniger als gehofft vor der Krise, aber mehr als befürchtet von manchen Analysten, zumal Steuererleichterungen für E-Autos in den USA und in den Niederlanden wegfielen. In China läuft es immer besser: Im März wurden 10 160 Model 3 verkauft. Dieses Mittelklasse-E-Auto von Tesla schlägt damit die Mercedes C-Klasse, den Audi A4 und die BMW 3er-Reihe, haben die Analysten bei Berylls berechnet. Der Absatz ist auch ein Effekt der neuen Fabrik in Shanghai; im kommenden Jahr will Tesla die Fertigung in Brandenburg beginnen.

Tatsächlich könne Tesla ein Gewinner in der Krise sein, sagt Analyst Dan Levy von Credit Suisse. Die Firma habe eine Marktführung bei der Batterietechnik, habe ihre Liquidität verbessert und auch die Fertigung in den Fabriken laufe runder. Das sieht Analyst Frank Schwope von der NordLB ähnlich, zumal neue Technologien nach Krisen oft begehrter seien. Dennoch sei Tesla massiv überbewertet: 125 Milliarden US-Dollar Börsenkapitalisierung, das sei absurd hoch. Denn auch wenn es aufwärts gehe, schreibe Tesla weiterhin rote Zahlen. Schwopes Kursziel: 350 US-Dollar.

© SZ vom 18.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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