Tesla:Auf Autopilot

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Ein Tesla in Peking, auch hier könnte der Ruf nun Schaden nehmen. (Foto: Qilai Shen/Bloomberg)

Nach tödlichem Crash in China ist klar: der E-Autohersteller Tesla hat ein Sicherheits-Problem. Jetzt ist er mächtig in der Defensive. Wie soll es weitergehen?

Von Christoph Giesen, Peking

Dem Elektroautohersteller Tesla droht Ärger: Das Unternehmen untersucht einen weiteren tödlichen Unfall mit einem seiner Fahrzeuge. Bereits im Januar war ein 23-jähriger Chinese ums Leben gekommen, nachdem er mit seinem Tesla auf einer Autobahn in der nordöstlichen Provinz Hebei in ein Straßenkehrfahrzeug gefahren war. Die Familie des Fahrers verklagte Tesla daraufhin. Am Mittwochabend dann machte Chinas Staatsfernsehen CCTV den Fall öffentlich.

Geklärt werden muss nun, ob, wie im Fernsehen behauptet, beim Unfall das Fahrassistenz-Programm eingeschaltet gewesen war oder nicht. Das Unternehmen teilte mit, es sei nicht festzustellen, da das Fahrzeug wegen des Schadens keine Daten an die Server von Tesla weitergeleitet habe. Der Autobauer erklärte, die Familie in China mehrfach um Mithilfe bei der Aufklärung des Unfalls gebeten zu haben. Diese habe aber keine Informationen zur Verfügung gestellt.

Für das Unternehmen ist der Vorwurf heikel. Anfang Mai war ein Tesla-Fahrer in Florida gestorben. Vor dem Zusammenstoß mit einem Lastwagen war das Assistenzprogramm eingestellt gewesen. Am vergangenen Sonntag verkündete Tesla-Gründer Elon Musk ein Software-Update, mit dem sich Unfälle wie in Florida nicht mehr ereignen könnten. Wenige Tage später ist die Debatte in China neu entbrannt.

Bereits im August hatte das Unternehmen Schwierigkeiten in China, nachdem ein Tesla-Fahrer mit seinen Wagen auf einer Autobahn in Peking ein nahe der Leitplanke geparktes Auto rammte. Der Mann meldete sich im Internet zu Wort: Er habe sich nicht auf den Verkehr konzentriert, da er davon ausgegangen sei, dass sein Tesla selbständig Gefahren erkenne und dann auch reagiere. "Sie vermitteln bei Tesla jedem den Eindruck, es handele sich um ein selbstfahrendes Auto und nicht um ein Fahrerassistenz-System", schrieb er.

Andere Kunden aus China berichteten von Probefahrten, bei denen die Verkäufer die Hände vom Steuer genommen hätten, um zu zeigen, was die Technik angeblich leisten kann. Zunächst versuchte ein Tesla-Sprecher abzuwiegeln, es handele sich um ein Assistenzprogramm, bei dem der Fahrer seine Hände durchgehend am Lenkrad haben müsse, um die Kontrolle über das Auto zu behalten. Dann die Kehrtwende: Das Unternehmen verzichtet inzwischen in China darauf, das Programm als "Autopilot" zu bewerben.

© SZ vom 16.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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