Telekom:Spähangriff auf Mitarbeiter

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Neuer Ärger wegen Datenmissbrauchs bei der Telekom: Bei der Suche nach dem Dieb von 17 Millionen Kundendaten soll der Konzern eigene Mitarbeiter bespitzelt haben.

Caspar Dohmen

Die Deutsche Telekom hat bei internen Ermittlungen erneut Datenmissbrauch im eigenen Haus aufgedeckt. Die Bespitzelung von Journalisten und Aufsichtsräten durch eigene Sicherheitsmitarbeiter war demnach keinesfalls ein Einzelfall.

Erneut wegen Datenmissbrauchs in Bedrängnis: die Telekom (Foto: Foto: AP)

Angestellte der Handy-Tochter T-Mobile sollen auch widerrechtlich Telefonverbindungsdaten von Mitarbeitern erhoben und ausgewertet haben. So sollen im Zusammenhang mit dem Diebstahl von etwa 17 Millionen Kundendaten im Jahr 2006 zur Ermittlung der Täter Verbindungsdaten von Festnetzanschlüssen oder Handys von Mitarbeitern über einen begrenzten Zeitraum abgeglichen worden sein.

Dies geht aus einem Schreiben des Datenschutzvorstands Manfred Balz an die Mitglieder des Aufsichtsrates hervor, welches der Süddeutschen Zeitung vorliegt. "Der volle Umfang ist noch nicht verifiziert. Wir gehen im Moment von zirka 20 Personen aus, deren Verbindungen ermittelt wurden", schreibt Balz an den Aufsichtsrat, der am kommenden Dienstag tagt.

Der Vorgang befinde sich zurzeit in einer internen juristischen Prüfung und sei umgehend der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gebracht worden. "Gleichzeitig werden die damals mit der Untersuchung betrauten Mitarbeiter bis auf weiteres ihre bisherigen Aufgaben nicht wahrnehmen", heißt es weiter. Ein Sprecher der Telekom sagte am Samstag, das Unternehmen werde erst Stellung nehmen, wenn der Bericht fertig sei. Durch die frühe Veröffentlichung von Informationen werde die Aufarbeitung behindert.

Die Telekom steht seit dem Frühjahr unter besonderer Beobachtung. Damals kam heraus, dass das Unternehmen Daten von Aufsichtsräten und Journalisten abgeglichen hatte, um eine undichte Stelle zu finden. Kürzlich sickerte dann durch, dass bei dem Unternehmen 17 Millionen Kundendaten entwendet worden waren und auf einfachem Wege Kundendaten manipuliert werden können.

Personelle Konsequenzen im Gespräch

Das Unternehmen hat die Vorgänge lange vertuscht. Erst jüngst verkündete die Telekom eine Offensive in Sachen Datenschutz, berief einen eigenen Datenschutzvorstand, schafft einen Datenschutzrat und will einen jährlichen Datenschutzreport erstellen. Zu der Offensive gehört ebenfalls, die Vorgänge um die gestohlenen Datensätze seit Anfang vergangener Woche erneut zu untersuchen.

Um mögliche Täter zu überführen, so die jüngste Telekom-Erkenntnis, haben Mitarbeiter von T-Mobile damals Verbindungsprotokolle von internen Verdächtigen ausgewertet. Entsprechende Daten konnten nun auf der Festplatte eines Angestellten gefunden werden. Der bereits in der Affäre um ausgespähte Journalisten und Aufsichtsräte beschuldigte Manager soll angeblich ohne Rücksprache mit Vorgesetzten gehandelt haben.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sollen sogar in einem Fall Verbindungsdaten eines Mitarbeiters von einem dritten Anbieter erworben worden sein, um die Verbindungsvergleiche durchzuführen.

In den nächsten Tagen will die Telekom personelle Konsequenzen aus der Skandalserie ziehen - selbst Spitzenmanager sollen laut Spiegel zur Disposition stehen. Den Aufsichtsrat unterrichtete Konzern-Chef René Obermann vergangene Woche persönlich über die jüngste Entwicklung. Die Staatsanwaltschaft ist ebenfalls informiert.

Am Dienstag kommender Woche soll der Aufsichtsrat erneut informiert werden. Für den Mittwoch hat das Unternehmen dann zu einer Pressekonferenz geladen.

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