Telekom:Einigungsstelle soll bei Callcentern vermitteln

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Die Telekom stoppt die Gespräche mit Betriebsrat über den Umbau der Callcenter. Weitere Standorte stehen zum Verkauf.

Caspar Dohmen

Die Zeiten, als Außenstehende den Managern der Telekom einen Schmusekurs im Umgang mit ihren Beschäftigten vorwarfen, sind vorbei. Dies zeigt sich auch bei den Verhandlungen über die Schließung zahlreicher Callcenter.

(Foto: Foto: dpa)

Die Gespräche waren am Dienstag in Potsdam nach der dritten Gesprächsrunde von der Telekom abgebrochen worden. Das Unternehmen hatte vorher ein Angebot vorgelegt, das den Erhalt von zwei weiteren Callcentern sowie höhere Sozialleistungen wie beispielsweise einen Unterstützungsfonds für betroffene Mitarbeiter vorsah.

Eigentlich wollte der Konzern die bisherigen 83 Standorte in 63 Städten mit ihren rund 18.000 Mitarbeitern an 24 Standorten bündeln. Künftig sollten anstatt durchschnittlich 190 etwa 700 Mitarbeiter an einem Standort arbeiten. Dem neuen Vorschlag zufolge bleiben die Callcenter in Schwerin und Trier erhalten. Ursprünglich sollten die Mitarbeiter aus Trier künftig nach Bonn pendeln.

"Effekte dieses Konzeptes zu gering"

Nach den ursprünglichen Plänen des Bonner Konzerns wären 8000 Callcenter-Beschäftigten von dem Umbau betroffen, 1000 müssten mehr als 90 Minuten zu ihrem neuen Arbeitsplatz fahren.

Gegen die Pläne der Telekom waren auch viele Bürgermeister Sturm gelaufen.Der Verdi-Gewerkschafter Ado Wilhelm bedauerte das Scheitern der Gespräche und bezeichnete die neuen Vorschläge der Telekom als "völlig unzureichend". Die Arbeitnehmerseite sei aber weiterhin verhandlungsbereit.

Das Konzept des Gesamtbetriebsrats sieht eine Zusammenlegung von eng benachbarten Callcentern vor. So sollen beispielsweise die drei Standorte in Berlin zusammengelegt werden. Insgesamt sänke die Zahl der Callcenter damit von 83 auf 58. So könne die Telekom jährlich 38 Millionen Euro sparen, teilte der Gesamtbetriebsrat in einem Schreiben am Mittwoch den Beschäftigten mit.

"Die betriebswirtschaftlichen Effekte dieses Konzeptes seien zu gering", sagte ein Unternehmenssprecher. Die Telekom wollte mit ihrem ursprünglichen Konzept jährlich 57 Millionen Euro sparen. Anders als Konkurrenten wie E-Plus will die Telekom aber Callcenter weiterhin in Eigenregie betreiben und hier Jobs bieten.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte von Anfang an die Pläne der Telekom, da die Betroffenen längere Fahrten zur Arbeit in Kauf nehmen müssten. Vor allem für Teilzeitkräfte würde sich die Beschäftigung dann nicht mehr lohnen.

Am Ende würden mit dem Umbau Jobs abgebaut, lautet der Vorwurf der Gewerkschaft. Die Telekom kam wegen der Callcenter-Pläne in den vergangenen Wochen auch unter politischen Druck.

So appellierte der Deutsche Städtetag in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich bei der Telekom für eine Überprüfung der Pläne einzusetzen. Kürzlich verteidigte Personalvorstand Thomas Sattelberger die Pläne in der SPD-Fraktion.

Angeheizt werden könnte die Auseinandersetzung nun durch den Verkauf von weiteren Standorten der Telekom-Tochter Vivento. "Die Telekom will fünf weitere Standorte verkaufen", teilte Verdi den Telekom-Beschäftigten am Mittwoch mit.

Das Unternehmen bezeichnete dies als Spekulation. Bereits in der Vergangenheit hatte die Telekom wiederholt Callcenter der Vivento an Konkurrenten wie die Bertelsmann-Tochter Arvato verkauft. Vivento unterhält bundesweit noch 20 Standorte.

Die Telekom-Führung um Konzernchef René Obermann greift im harten Wettbewerb in der Branche verstärkt zu Sparmaßnahmen. In den vergangenen Jahren fielen bei dem einstigen Staatsmonopolisten bereits zehntausende Arbeitsplätze weg.

Die beiden Verhandlungsparteien werden nun darüber beraten, wie die Einigungsstelle besetzt werden soll. In der Regel übernimmt ein Arbeitsrichter den Vorsitz. Sollten sich beide Seiten nicht einigen können, dann würde das Arbeitsgericht Bonn einen Richter bestimmen.

© SZ vom 23.10.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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