Telekom: Datenaffäre:"Weibliches Raubtier mit erhöhtem Sexbedürfnis"

Lesezeit: 1 min

Erst Telefonverbindungen, dann Kontenbewegungen, jetzt Sex. Die Schnüffelaffäre der Deutschen Telekom bekommt eine neue Dimension.

Offenbar war auch das Intimleben nicht heilig: Die Deutsche Telekom soll einem Zeitungsbericht zufolge in einem bisher nicht bekannten Ausmaß auch das Privatleben potentieller Mitarbeiter durchleuchtet haben.

"Konzernsicherheit Personalscreening:" Die Deutsche Telekom schlägt sich mit neuen Vorwürfen herum. (Foto: Foto: ddp)

Der Datenskandal bei der Telekom weitet sich damit aus - bislang war lediglich von überprüften Telefonverbindungen und Kontenbewegungen die Rede. Das Handelsblatt schreibt nun aber, im Ausland seien auch Informationen über das Intimleben gesammelt worden. Dies gehe aus Unterlagen hervor, die der Zeitung vorlägen.

Als Beispiel nennt das Handelsblatt den Bericht über die Managerin eines kroatischen Telekommunikations-Unternehmens, die für eine Führungsposition bei der dortigen Telekom-Tochter im Gespräch gewesen sei.

"Sehr erfahrene Sexpartnerin"

In dem Dokument mit dem Aufdruck "Konzernsicherheit Personalscreening" von April 2004 heiße es unter anderem wörtlich, sie stehe "im Ruf, im Bett eine sehr erfahrene und erfindungsreiche Sexpartnerin zu sein". Außerdem würden Liebhaber der Frau aufgezählt und ihr vorzüglicher "Umgang mit älteren Männern" beschrieben.

Sogar der Ruf ihrer Schwester als "aktive Vertreterin der freien Liebe" habe Eingang in die Akten gefunden, so das Handelsblatt weiter. Über die Frau selbst heiße es: "In ihrem persönlichen Umfeld wird sie als weibliches Raubtier mit einem erheblich erhöhten Sexbedürfnis beschrieben."

Dutzende Abfragen

Das Dossier sei von einer deutschen Detektei erstellt worden, so das Handelsblatt. Die Telekom habe der Zeitung auf Anfrage versichert, dass sie generell keine Analysen zum privaten Umfeld von Bewerbern durchführe.

Allerdings habe die Konzernsicherheit der Personalabteilung Ende 2004 ein Bewerberprofil als Beispiel für mögliche Personalscreenings präsentiert, das auch private Informationen enthalten habe. "Der Vorschlag, diese Art Screenings als Standard einzuführen, wurde von der Personalabteilung abgelehnt", zitiert das Handelsblatt den Konzern.

Zugleich sagte ein ehemaliger Sicherheitsberater der Telekom der Zeitung, er habe gesicherte Erkenntnisse, dass die Telekom in Ländern wie Kroatien, Mazedonien, Slowenien und Ungarn Dutzende Abfragen mit Ausleuchtung des Intimlebens habe durchführen lassen.

© sueddeutsche.de/dpa/pak/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Spitzel-Skandal
:Das Who's Who der Telekom-Affäre

Die Spitzel-Affäre bei der Telekom trifft jetzt auch das Top-Management: Die Staatsanwaltschaft Bonn hat die Konzernzentrale der Telekom durchsucht, inzwischen laufen laut SZ-Informationen Ermittlungen gegen den ehemaligen Chefkontrolleur Klaus Zumwinkel und Ex-Konzernchef Kai-Uwe Ricke. Die Beteiligten des Telekom-Skandals in Bildern.

Jetzt entdecken

Gutscheine: