Telekom: Hauptversammlung:"Wie ein Pfeil ins Herz"

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Beim Aktionärstreffen spricht René Obermann über sein schwerstes Jahr als Telekom-Chef - und erntet Unverständnis für die jüngste Gewinnwarnung.

Caspar Dohmen, Köln

René Obermann begann seine Rede bei der Hauptversammlung mit den Datenproblemen, welche die Telekom vergangenes Jahr wiederholt in die Schlagzeilen katapultiert hatte. So etwas dürfe nicht mehr passieren, sagte der Vorstandschef, der von seinem bisher schwierigsten Jahr sprach. Zuvor hatten die rund 6000 Aktionäre in der Kölner Lanxess-Arena bei einem Film das Jahr Revue passieren lassen können. Unterlegt von elektronischer Musik sahen sie auf einem hallenfüllenden Multimediaband Bilder zum DSL, den Callcentern, dem Gewinn, der Finanzkrise oder dem Datenskandal.

Im Fokus der Öffentlichkeit: Konzernchef René Obermann (Mitte) auf dem Weg zur Telekom-Hauptversammlung. (Foto: Foto: dpa)

Der Konzern stand im besonderen Fokus der Öffentlichkeit, seitdem er im Frühjahr 2008 einräumen musste, Mitarbeiter hätten Handy-Verbindungsdaten von Journalisten und Aufsichtsräten abgeglichen. Damit sollten Lecks geschlossen werden. Die Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft dauern bis heute an, unter anderem gegen den ehemaligen Telekomchef Kai-Uwe Ricke und den ehemaligen Aufsichtratschef Klaus Zumwinkel. Die Entlastung von Zumwinkel stelle man deswegen zurück, sagte Aufsichtsratschef Klaus Lehner.

Bei der Hauptversammlung zollten die Anteilseigener dem Management Respekt: Man müsse anerkennen, dass die "Telekom in den letzten beiden Jahren konsequent ihren Weg verfolgt hat", lobte Klaus Kaldemorgen von der Deutschen-Bank-Tochter DWS bei einer ruhigen Hauptversammlung. Erfreulich sei der Marktanteil beim schnellen Internet DSL von rund 50 Prozent, sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und ergänzte: "Dies hätte ich der Telekom nicht zugetraut."

"Wie ein Pfeil ins Herz"

Unverständnis gab es unter den Aktionären für die jüngste Gewinnwarnung. Sie sei "wie ein Pfeil ins Herz gegangen", sagte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und merkte an, er wisse nicht, wie man so Vertrauen erzeugen wolle. Dabei kritisierten die Aktionäre weniger die gesenkte Gewinnprognose an sich, als die Zeitabfolge. Am 21. April hatte die Telekom ihre Gewinnprognose kassiert, die sie erst wenige Wochen vorher am 27. Februar ausgegeben. Noch am 25. März hatte der neue Finanzvorstand Timotheus Höttges Optimismus ausgestrahlt für die Gewinnentwicklung.

Am Aktienmarkt hatte die T-Aktie nach der Gewinnwarnung deutlich an Wert verloren und war zwischenzeitlich auf ein Jahrestief von 8,51 Euro gefallen. Obermann räumte ein, dass der Aktienkurs nach wie vor "unbefriedigend" sei. Dennoch habe sich der Titel vergangenes Jahr besser entwickelt als der Gesamtmarkt, sagte er. Die Telekom stehe vergleichsweise stabil da, auch wenn das erste Quartal gezeigt habe, dass der Konzern in einigen Ländern die Auswirkungen der Krise stärker spüre als zunächst erwartet.

Probleme hat die Telekom insbesondere in einigen Auslandsmärkten wie die USA oder Großbritannien; sie galten bislang als Garant für Wachstum. "Der Wind bläst uns ins Gesicht", sagte Obermann mit Blick auf die schlimmste Wirtschaftskrise seit 80 Jahren.

Angesichts des größten Netzausfalls in der Telekomgeschichte forderte Labryga die Telekom auf, über eine generell Entschädigung von Nutzern nachzudenken. Die Telekom solle sich überlegen, einen Schadenersatz vertraglich zu verankern, sagte er. Am 21. April hatten Computerprobleme bei der Telekom dazu geführt, dass drei von vier Kunden von T-Mobile für einige Stunden nicht telefonieren konnten. Daraufhin hatte die Telekom am vergangenen Sonntag den Kunden eine freie Nutzung von SMS ermöglicht. Dies helfe Geschäftskunden wenig, die Termine verpasst hätten, sagte Labryga .

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