Tchibo: Neues Konzept:Von den Socken

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Tchibo will mit einem neuen Konzept Kunden zurückgewinnen: Mit Innovationen und der Abkehr vom billigen Massenprodukten soll das Konsumgütergeschäft auf Vordermann gebracht werden.

Silvia Liebrich

Wenn von Tchibo die Rede ist, denken viele Verbraucher längst nicht mehr nur an frischen Röstkaffee, sondern an trendige Sonnenschirme, günstige Bratpfannen oder bunte Handtuch-Sets.

Kalifen und arabische Schönheit bewachen den Diamantschmuck, den alle Tchibo-Filialen unter dem Motto 1001 Karat im Jahre 2000 angeboten haben. (Foto: Foto: dpa)

In den etwa 1.100 Filialen, die die Hamburger Kette in Deutschland betreibt, hat dieses sogenannte Non-Food-Geschäft in den vergangenen Jahren zunehmend an Gewicht gewonnen.

Seit einiger Zeit jedoch bereitet das Segment Probleme. Hauptgrund dafür sei eine zu starke Entfernung vom Kern des Konzepts, räumte Konzernvorstand Arno Mahlert am Dienstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2006 ein.

Wachsende Konkurrenz

"Tchibo war nicht mehr unverwechselbar für seine Kunden." Zu spüren bekam das Unternehmen zuletzt die wachsende Konkurrenz der Discounter. Außerdem wurde die Nachfrage nach Gebrauchsartikeln häufig falsch eingeschätzt. Die Folge waren hohe Warenbestände, die sich als schwer abbaubar erwiesen.

Zwar konnte der Gesamtkonzern im vergangenen Jahr erstmals beim Umsatz die Marke von neun Milliarden Euro überschreiten; das Plus lag bei drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch der Gewinn (Ebit) sei um 23 Prozent auf 1,065 Milliarden Euro gestiegen, sagte Mahlert. Diesen Zuwachs verdankt Tchibo allerdings vor allem seiner Mehrheitsbeteiligung am Nivea-Hersteller Beiersdorf, der 2006 deutlich zulegte.

Flaute im Kaffeegeschäft

Weniger gut lief es dagegen im Kaffee- und Gebrauchsartikelgeschäft. Hier gab der Umsatz zum Vorjahr um zwei Prozent auf 3,912 Milliarden Euro nach. Auch die Ertragslage verschlechterte sich. Das operative Ergebnis sank - um Sondereffekte bereinigt - sogar um knapp 40 Prozent auf 239 Millionen Euro.

Von einer Krise könne jedoch keine Rede sein. Vorrang räumt Mahlert nun der Neuausrichtung der Filialen ein. Die Marke Tchibo will er dabei wieder stärker in den Vordergrund stellen, nach dem Motto: mehr Kaffee, weniger Bettwäsche. Mit Innovationen und der Abkehr vom billigen Massenmarkt soll das Konsumgütergeschäft auf Kurs gebracht werden.

Unter anderem ist eine neue Modekollektion geplant. Damit die Kundschaft deren Passform gleich vor Ort testen kann, sollen in den einzelnen Geschäften Umkleidekabinen eingerichtet werden. Das bisherige Label TCM werde unter anderem durch eine Reihe neuer Einzelmarken ersetzt. Ein detailliertes Konzept soll Mitte Mai vorgestellt werden.

© SZ vom 25.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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