Tarifverhandlungen:Flugbegleiter drohen mit Streiks

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Ob auch die Flieger mit dem Kranich bestreikt werden sollen, ist nicht klar. Bei den Konzerntöchtern Eurowings und Germanwings könnte es im Juli losgehen. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Bei der Lufthansa eskaliert erneut ein Konflikt zwischen Konzern und Gewerkschaft.

Von Detlef Esslinger, München

Wer im Juli einen Flug bei Eurowings oder Germanwings gebucht hat, darf noch hoffen, dass es keinen Streik geben wird. Zwar drohte die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (Ufo) den beiden Firmen am Donnerstag einen Arbeitskampf an, ließ sich jedoch eine Möglichkeit offen, ihn wieder abzusagen. Es sei "und bleibt" eine vermeidbare Auseinandersetzung, "gerade in den Eurowings-Betrieben", sagte die Ufo-Vorsitzende Sylvia de la Cruz am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt. Allerdings kündigte die Gewerkschaft an, mittels Urabstimmungen den Arbeitskampf nun vorzubereiten. Eurowings und Germanwings gehören beide zum Lufthansa-Konzern.

Diese Urabstimmungen sollen in der nächsten Woche beginnen und zwei Wochen dauern. Danach will die Gewerkschaft die ersten konkreten Streiktermine nennen, "die noch im Juli liegen werden", wie es in der Pressekonferenz hieß. Darüber hinaus will Ufo die Auseinandersetzung auf die Muttergesellschaft Lufthansa ausweiten. Für sie würden "derzeit noch Tarifforderungen verfasst, die dann ebenfalls zur Urabstimmung gestellt werden", erklärte sie in einer Pressemitteilung.

Damit zeichnet sich eine Auseinandersetzung ab, wie sie im Lufthansa-Konzern zwischen Vorstand und Personal üblich geworden ist: langwierig und erbittert. In diesem Fall streiten das Unternehmen und eine Gewerkschaft um einen Tarifvertrag, der die Wahl und Kompetenzen einer Personalvertretung für die fliegenden Mitarbeiter regeln soll - eine Besonderheit der Luftfahrtbranche; außerdem geht es um einen Tarifvertrag zur Teilzeitarbeit. Nach Darstellung des Unternehmens befand man sich dazu mit Ufo "bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen". Ufo-Vize Daniel Flohr sagte am Donnerstag sogar, die Vereinbarungen seien "fertig verhandelt". Dann jedoch entschied der Lufthansa-Konzern "aufgrund interner Machtkämpfe bei der Gewerkschaft, konzernweit weitere Gespräche mit der Ufo vorerst ruhen zu lassen", wie ein Eurowings-Sprecher auf SZ-Anfrage erklärte. "An diese Konzernweisung sind wir selbstverständlich gebunden." Es solle zunächst juristisch geklärt werden, wer bei Ufo überhaupt vertretungsberechtigt sei; andernfalls könne die "Legitimation jedes Verhandlungsergebnisses in Zweifel gezogen werden".

Machtkämpfe bei Ufo hat es in den vergangenen Monaten in der Tat gegeben. In einem Streit insbesondere um die Rechtmäßigkeit der Vorstandsbezüge war unter anderem der Vorsitzende Nicoley Baublies Ende Mai zurückgetreten. Seine Nachfolgerin de la Cruz sagte am Donnerstag, mit den internen Konflikten habe man "natürlich ein Einfallstor geliefert". Allerdings nutze der Konzern nun die internen Auseinandersetzungen, um sich "ungeliebter" Tarifverträge zu entledigen. Ob dem so ist oder ob die juristischen Argumente des Konzerns stichhaltig sind, lässt sich von außen derzeit schwer beurteilen. Dessen Erklärungen deuten jedoch darauf hin, dass der Vorstand versuchen würde, den angedrohten Streik mithilfe der Arbeitsgerichte zu verhindern. Das hat die Lufthansa auch in den früheren Auseinandersetzungen mit ihren Piloten immer wieder versucht, war damit aber stets gescheitert.

Bis Flüge bestreikt werden, die unter der Markenbezeichnung "Lufthansa" angeboten werden, dürfte es indes noch etwas dauern. Darauf bezog sich ein Statement der Lufthansa vom Donnerstag: "Einen Streik kann es nicht geben, da es derzeit weder offene Tarifverträge noch konkrete Forderungen gibt." Indes arbeitet die Gewerkschaft Ufo an letzterem, und aus den Erklärungen beider Seiten vom Donnerstag ergibt sich, wie es in den kommenden Wochen wohl weitergehen wird: Die Gewerkschaft verlangt Verhandlungen dazu, der Konzern lehnt sie ab, die Gewerkschaft beginnt daraufhin sofort mit Urabstimmungen, es folgen die Streiks. Bezogen auf die eigentliche Auseinandersetzung, die bei Eurowings, sagte Ufo-Vize Daniel Flohr am Donnerstag: "Wir werden für bereits fertig verhandelte Vereinbarungen streiken müssen. Das gab es wohl noch nicht in dieser Republik."

© SZ vom 21.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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