Tarifverhandlungen der IG Metall:"Nicht alle Tassen im Schrank"

Lesezeit: 2 min

Hartes Ringen: Die IG Metall geht mit der höchsten Forderung seit 16 Jahren in die Tarifverhandlungen - und pocht auf acht Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber geißeln den hohen Anspruch mit drastischen Worten.

Die Forderung ist alles andere als gering. Acht Prozent mehr Lohn sollen - so der Wunsch der IG Metall - nach Abschluss der Tarifrunde mehr auf dem Lohnzettel der Metaller stehen. Das hat der Vorstand der Gewerkschaft auf einer außerordentlichen Sitzung beschlossen und damit die Anträge der regionalen Tarifkommissionen aus den vergangenen Wochen bestätigt, wie die IG Metall am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilte.

Parole mehr Kohle: Die IG Metall pocht auf acht Prozent mehr Lohn. (Foto: Foto: dpa)

Die Laufzeit für den Tarifvertrag solle zwölf Monate betragen, hieß es weiter. IG-Metall-Chef Berthold Huber begründete die Forderung mit den gestiegenen Gewinnen der Unternehmen. "Dies ist eine Tarifrunde für Wachstum und Gerechtigeit", sagte Huber.

Scharfe Kritik von den Arbeitgebern

Die IG Metall sei sich bewusst, dass die Lohnforderung die Gewinne der Unternehmen belasten werde, erklärte Huber weiter. "Daraus machen wir keinen Hehl." Huber begründete die aktuelle Zahl mit Preissteigerungen, Produktivitätsfortschritten und einem so genannten Gerechtigkeitsausgleich. Managergehälter und Unternehmensgewinne seien überproportional angestiegen, während die Arbeiter nicht an dem Aufschwung teilhätten und in der Folge auch der private Verbrauch nicht angesprungen sei. Der IG Metall gehe es darum, dass Wachstum in der Metallbranche und der deutschen Wirtschaft zu stärken.

Noch kurz vor der Bekanntgabe der Tarifforderung hatte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegießer, der IG Metall vorgeworfen, unrealistische Lohnforderungen zu stellen.

"Die IG Metall hat nicht mehr alle Tassen im Schrank", sagte der Arbeitgebervertreter der Stuttgarter Zeitung mit Blick auf Beschlüsse in den IG-Metall-Bezirken, mit einer Forderung nach acht Prozent mehr Lohn in die anstehende Tarifrunde zu gehen. Angesichts der kritischen Konjunktursituation bezeichnete er die Acht-Prozent-Forderung am Dienstag als wirklichkeitsfremd. "In der Weltwirtschaft wird es immer brenzliger und die IG Metall tut so, als ob wir noch mitten im schönsten Aufschwung wären und eine kritische konjunkturelle Umbruchsituation genau der richtige Zeitpunkt für drohende Arbeitskonflikte sei", sagte Kannegiesser in Berlin.

Kannegiesser forderte die Arbeitnehmerseite auf, den Blick nach vorne auf das zu richten, "was 2009 notwendig und machbar ist." Oberstes Gebot sei jetzt die Weltmarktsituation zu verteidigen, sagte Kannegiesser.

"Keine stichhaltigen Argumente"

Kritik kam auch vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. "Die IG-Metall-Spitze nimmt offenkundig nicht wahr, was in dieser Welt vor sich geht. Anders kann ich mir die exorbitante Forderung von acht Prozent nicht erklären", sagte Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse. Die IG Metall schüre bei ihren Mitgliedern Hoffnungen, die beim besten Willen nicht zu erfüllen seien. "Für die acht Prozent findet die IG Metall keine auch nur annähernd stichhaltigen Argumente", sagte Hesse. Es gebe in der Metallindustrie keinen Nachholbedarf, da die Löhne in dieser Branche in den vergangenen Jahren stärker gestiegen seien als in anderen Bereichen.

Die Forderung nach acht Prozent mehr Lohn ist die höchste Tarifforderung der IG Metall seit 16 Jahren. Zuletzt hatte die Gewerkschaft im Jahr 1992 mit 9,5 Prozent eine höhere Forderung aufgestellt.

Derzeit zählt die IG Metall rund 3,6 Millionen Mitglieder aus der Metall- und Elektroindustrie.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: