Tarife:Verdi und Ryanair verhandeln

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Die Gewerkschaft will ein "substanzielles" Plus für die Flugbegleiter herausholen. Was das genau bedeutet, ist offen.

Von Detlef Esslinger, München

Bei Ryanair beginnen am Mittwoch die Tarifverhandlungen für diejenigen Flugbegleiter, die in Deutschland stationiert sind. Vertreter des Unternehmens werden am Firmensitz in Dublin mit Funktionären der Gewerkschaft Verdi zusammenkommen.

Verdi geht in die Verhandlungen vor allem mit zwei Forderungen. Erstens fordert die Gewerkschaft "eine substanzielle Entgeltsteigerung". Was sie darunter versteht, hat sie entgegen sonstiger Gepflogenheit, jedoch mit Absicht nicht konkretisiert. Es geht ihr darum, die Grundgehälter zu erhöhen und die Bedeutung der variablen Einkommensteile zu reduzieren. "Durch saisonale Schwankungen und fehlende Flugstundengarantie erhalten einige Vollzeitbeschäftigte monatlich lediglich 1000 Euro brutto", sagte am Montag Christine Behle, die im Verdi-Bundesvorstand für den Luftverkehr zuständig ist. "Das ist völlig inakzeptabel."

Eine Streikdrohung dieser Berufsgruppe gibt es jedoch vorerst nicht

Zweitens verlangt die Gewerkschaft, dass in Deutschland stationierte Flugbegleiter künftig Arbeitsverträge auf der Grundlage deutschen statt irischen Rechts erhalten. Bisher erkenne Ryanair deutsches Recht nicht an und garantiere zum Beispiel nicht die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ryanair bestreitet dies jedoch. Die Zahlungen des Unternehmens im Krankheitsfall überträfen sogar die Vorschriften in Deutschland, teilte die Pressestelle der Fluggesellschaft bereits vor einigen Tagen auf SZ-Anfrage mit.

Es ist die erste Verhandlungsrunde zwischen Ryanair und der Gewerkschaft. Diese sieht sich durch den Streik von Ryanair-Piloten aus fünf Ländern vom vergangenen Freitag ermutigt. "Das hat gezeigt, dass ein Streik bei Ryanair Wirkung erzielen kann", sagte Vorstandsmitglied Behle der Süddeutschen Zeitung. Für die Flugbegleiter verzichtet Verdi vorerst auf eine Streikdrohung; zumindest die erste Verhandlungsrunde soll abgewartet werden.

Die Tarifrunde mit den Flugbegleitern könnte für Ryanair noch etwas komplizierter werden als die mit den Piloten - weil für diese Berufsgruppe in Deutschland zwei Gewerkschaften die Zuständigkeit reklamieren: neben Verdi auch die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO). Beide Gewerkschaften kooperieren bei Ryanair bisher nicht. "Es ist tatsächlich Konkurrenz", sagte Verdi-Vorstandsmitglied Behle. Bei anderen Fluggesellschaften ist es mal so, dass eine Gewerkschaft die Tarifverträge der anderen nachzeichnet; mal verhandeln sie in separaten Räumen parallel mit den jeweiligen Firmen. Sie befehden einander aber zumindest nicht, im Unterschied zu den Gewerkschaften bei der Bahn.

Von UFO liegen noch keine Forderungen vor. Deren Beschluss war bereits für Freitag geplant, verzögert sich aber. Diese Gewerkschaft war am Montag nicht zu erreichen.

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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