SZ-Serie: Generation D:Werben für den guten Zweck

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Mit CampusPR machen drei Lüneburger Studenten ehrenamtlich Öffentlichkeitsarbeit - und lernen dabei mehr für ihr späteres Berufsleben als in Praktika.

Meite Thiede

Steffen Horstmannshoff versteht etwas von PR - auch von PR in eigener Sache. Für das Gespräch mit der Journalistin auf dem Campus der Leuphana Universität in Lüneburg hat der 22 Jahre alte Student einen Tisch in der Ecke eines Studentencafés reserviert, denn "da ist es ruhiger als in der Mensa". Er bringt eine Mappe mit Info-Material mit, und in einer Mischung aus Stolz und Schüchternheit schiebt er sogar eine Visitenkarte über den Tisch. Die weist ihn nicht nur als "Student der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit" und als Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung aus, sondern auch als "Gründer CampusPR - PR-Beratung für die Zivilgesellschaft".

Alexandra Adler und Steffen Horstmannshoff studieren an der Uni Lüneburg Öffentlichkeits- arbeit und bieten Vereinen ehrenamtlich ihre Dienste an. (Foto: Foto: Meite Thiede)

Denn genau darum soll es in dem Café gehen: CampusPR ist eine studentische, nicht kommerzielle PR-Beratung und hat Horstmannshoff und seinen beiden Mitstreiterinnen, Alexandra Adler und Katharina von Dewitz, den ersten Preis in dem Studentenwettbewerb Generation D in der Kategorie "Soziale Gesellschaft" eingebracht.

Vor eineinhalb Jahren hatte sich Horstmannshoff in dem niedersächsischen Städtchen nach einer praktischen Arbeit umgeschaut, nach einem Ausgleich zum Büffeln, den er vielleicht auch noch irgendwie für das Studium gebrauchen könnte. Er suchte kein klassisches Praktikum, auch keinen Job zum Geldverdienen, sondern "etwas Nützliches". Dabei stieß er auf die Bach-Böhm-Gesellschaft (BBG), die sich in Lüneburg dafür einsetzt, dass die Kirchenmusik ihr hohes Niveau behält.

Erfolg mit Öffentlichkeit

Dank der Förderung haben die Oratorien, Kantaten und sommerlichen Orgelkonzerte aus St. Johannis einen exzellenten Ruf, der weit über die Region hinaus reicht. Der Verein dümpelte ein wenig vor sich hin, suchte neue Förderer, aber von alleine fanden sich keine. Kein Wunder, dachte Horstmannshoff, denn die BBG führte ihr Dasein nahezu im Verborgenen. Damals existierte noch nicht einmal eine Internet-Seite. Er schrieb die Gesellschaft an und stieß mit seinem Angebot, ehrenamtlich Öffentlichkeitsarbeit für sie zu machen, auf offene Ohren.

Die Studenten entwickelten erstmal einen Internet-Auftritt. Unter www.bach-boehm.de gibt es jetzt jede Menge Informationen über die Ziele und Erfolge des Vereins, ein Fotoarchiv über Reisen und Veranstaltungen, und sogar Hörproben der letzten Konzerte. Zweitens entwickelten die Studenten einen elektronischen Newsletter für alle Mitglieder, und zum 30-jährigen Jubiläum der Gesellschaft gab es Flugblätter und eine großangelegte Mitglieder-Werbeaktion. Die Bilanz der Studenten kann sich sehen lassen: "Vor einem Jahr stagnierten die Mitgliederzahlen, heute steigen sie", sagt Horstmannshoff.

Die BBG war kaum bekannt, heute berichtet die Lokalpresse über sie. Und während die Mitglieder früher ihre Beiträge gar nicht oder verspätet zahlten, steigen die Einnahmen inzwischen stetig. Sogar einen Schirmherrn gibt es mittlerweile. Und zum Jubiläum sammelten die Studenten jede Menge Grußadressen ein - vom Oberbürgermeister, vom Uni-Präsidenten, vom Superintendenten, von Pastoren.

Referenzliste wächst

"In der Wirtschaft würde man sagen, wir haben eine Win-win-Situation", sagt Horstmannshoff. Auf der einen Seite die Studenten, die Praxiserfahrung brauchen, aber in den klassischen Praktika nur assistieren dürfen, während sie bei CampusPR ein Projekt in leitender Funktion betreuen können. Auf der anderen Seite die gemeinnützigen Organisationen, die weder die Kenntnisse noch die Kapazitäten besitzen, um für sich Öffentlichkeitsarbeit zu machen.

Bei der BBG soll es nicht bleiben, die Referenzliste wird wachsen. CampusPR hat Anfragen von der Literarischen Gesellschaft und von der Deutsch-französischen Gesellschaft in Lüneburg, und gleich nach der Preisverleihung am vergangenen Freitag in Berlin hatte sich ein offenbar beeindruckter Top-Manager gemeldet, der sich um einen Verein für Kinder kümmert, die an einer seltenen Stoffwechselkrankheit leiden. In Lüneburg hat Horstmannshoff schon das Potential ausgemacht: Es gibt dort 50 Vereine, und außerdem "liegt Hamburg nebenan."

"Im Kern geht es für uns darum, etwas zu lernen", meint die 22 Jahre alte Alexandra Adler, ob das nun im Praktikum bei BMW sei oder im Ortsverein. Das Praktikum sei für den Lebenslauf wichtig, aber "bei CampusPR tut man auch noch etwas für andere". Beides ergänze sich, aber zu den besten Erfahrungen bei der Arbeit für CampusPR zählt sie, dass man "eine Beziehung auf Augenhöhe" hat und ernst genommen wird. Außerdem sei es ein tolleres Erfolgserlebnis, wenn in dem Verein, den man betreut, plötzlich Mitgliederzahlen steigen, als wenn man eine ordentliche Note in einer Klausur über die "(De)konstruktion von Geschlecht in der Sprache" schreibe.

© SZ vom 26.11.2008/ld/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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