Studentenwettbewerb Generation-D:Die Kraft der jungen Köpfe

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Deutschland hat Ideen - sie müssen nur ans Licht kommen. Wie machen wir Arbeitswelt, Wirtschaft und Gesellschaft fairer und effektiver? Die Süddeutsche Zeitung sucht Querdenker - und bietet für gute Einfälle Unterstützung.

Marc Beise

Reformen. Immer wieder Reformen. Ob Ökonomen, Juristen, Unternehmer, Wirtschaftsjournalisten: Immerzu fordern sie Reformen; mancher mag es gar nicht mehr hören.

Nachdenken - wem fällt was ein, was sich in Deutschland ändern muss? Gute Ideen verdienen Unterstützung. (Foto: Foto: dpa)

Schon vor elf Jahren wurde "Reformstau" zum Wort des Jahres gekürt, heute hätte es wohl Chancen auf den Titel "Unwort des Jahres". Steuer-, Gesundheits-, Arbeitsmarkt-, Bildungsreform: Die Vorschläge liegen auf dem Tisch.

Und sind allesamt unpopulär. Reicht es denn nicht langsam, fragen viele, sind die Deutschen nicht durch allerlei Veränderungen schon gestraft genug? Warum also noch mehr? Soll nicht erst einmal wirken, was bereits angeschoben ist? Oder, noch besser: Soll man es nicht einfach wieder zurückdrehen, vornehm ausgedrückt: "nachjustieren"?

Hinter dieser Sichtweise steckt ein großes Missverständnis. Es ist ja nicht so, dass gewaltige Projekte die Politik der vergangenen Jahrzehnte von Helmut Kohl bis Angela Merkel geprägt hätten. Große Reformen - und dennoch, oder gerade deswegen, sei es heute noch schlimmer? Andersherum stimmt es eher.

Deutschland hat Probleme in einer globalisierten Welt, wo aufstrebende Nationen rund um die Erde den müde gewordenen Wirtschaftsgroßmächten auf den Pelz rücken. Und diese Probleme sind ja nicht trotz der vielen Reformen so drückend oder gar wegen ihrer - sondern weil viele Veränderungen der vergangenen Jahre fehlgeschlagen sind.

Oder weil es der Politik nicht gelungen ist, die Menschen mitzunehmen und ihnen den Wandel zu erklären. Flickschusterei, halbe Sachen, Widersprüchlichkeiten, Augenwischerei: Das ist die Realität in Deutschland.

Den einzigen größeren Wurf wagte mit einiger Konsequenz ausgerechnet der als eher unstet bekannte Machtpolitiker Gerhard Schröder - und der ist dafür bis heute vielgehasst. Die Agenda 2010 mit ihrem Herzstück ist den meisten Deutschen ein Ärgernis.

Doch die Veränderungen in Deutschland werden in den nächsten Jahren weitergehen. Nur ein Land, das sich wandelt, wird in der globalen Wissensgesellschaft bestehen.

Nur ein Land, das die größeren Herausforderungen angeht, das sich um die Zukunft der Arbeit ebenso kümmert wie um den Erhalt der natürlichen Ressourcen und den Zusammenhalt der sozialen Gesellschaft, wird seinen Bürgern auf Dauer einen hohen Wohlstand garantieren können.

Diesen Wandel kann die Politik allein nicht vorantreiben. Es ist eine Herausforderung für alle, für Bürger und Unternehmen, für Gewerkschaften, Verbände und Wissenschaftler: Und es ist insbesondere auch eine Herausforderung für die junge Generation.

Für die Generation-D. Für die Studenten von heute, die schon bald die Gestalter von morgen sein werden. Sie haben die Chance, diesen Wandel zu gestalten, ihn mit ihren Ideen zu befruchten, mit neuen Denkweisen und Vorschlägen, die nicht der Norm entsprechen, die ausbrechen aus dem Gewöhnlichen.

Diese Querdenker, diese intelligenten Köpfe möchte die Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung finden. Gemeinsam mit der Bayerischen Elite-Akademie, der Allianz und der Stiftung Marktwirtschaft startet die SZ daher den Studentenwettbewerb Generation-D. Er wendet sich an Studenten aller deutschen Hochschulen, an jene, die bereits Ideen entwickelt haben und jene, die sie erst entwickeln wollen.

Denn dass ein Wandel notwendig ist, darin sind sich (fast) alle Wirtschaftspraktiker, Unternehmer, Ökonomen, Berater einig - unabhängig von der Frage, wo sie in der Wahlkabine ihr Kreuzchen machen.

Die ökonomische Vernunft, daran kann kaum ein Zweifel bestehen, spricht für eine Fortsetzung der Reformen und Veränderungen. Doch nicht die Vernunft beherrscht die Politik, schon gar nicht die ökonomische Vernunft. Stattdessen regiert das Gefühl. Vor allem das Gefühl, es mangele an Gerechtigkeit.

Im Grunde reden wir von einer Zweiteilung der Gesellschaft: nicht in Arme und Reiche, wie sonst üblich, sondern in ökonomisch und psychologisch Argumentierende. Die einen verinnerlichen die wirtschaftlichen Zusammenhänge (auch darum, weil sie davon profitieren). Die anderen misstrauen ihnen und fühlen sich einfach unwohl. Ökonomie gegen Psychologie. Vernunft gegen Gefühl: Zwischen diesen Welten herrscht Sprachlosigkeit.

Wer zum Beispiel einen Job hat und dabei womöglich gut situiert ist, wer es also "geschafft" hat, blendet die andere, die "unvernünftige" Welt einfach aus. Im schlimmsten Fall nimmt er gar nicht erst Rücksicht auf die Akzeptanz seines Verhaltens. Exzesse in der schmalen Schicht der Spitzenmanager bei Gehalt und öffentlichem Auftritt sind einschlägige Beispiele.

So aber wird Deutschland in einer veränderten Zeit nicht mehr reüssieren. Denn nur wenn die beschriebenen Welten zusammenkommen, wenn Brücken gebaut werden, kann Deutschland fit werden für die Zukunft. Nur dann haben die dringend notwendigen Reformen in Gesellschaft, Unternehmen und Umwelt überhaupt eine Chance.

Wer aber, wenn nicht die kommende Generation mit ihrem jugendlichen, unverbrauchten Elan, ist prädestiniert, diese Sprachlosigkeit zu überwinden? Durch neue Gedanken, aber auch durch praxisnahe Lösungen. Raus aus dem Elfenbeinturm der Professoren und rein ins pralle Leben!

© SZ vom 16.04.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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