Strukturkrise bei Porzellan:Rosenthal ist pleite

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Es ist eine Insolvenz mit Ansage: Der oberfränkische Porzellanhersteller Rosenthal folgt seiner Mutter Waterford Wedgwood in den Konkurs.

Karl-Heinz Büschemann

Wieder sieht es so aus, als würde bald ein Traditionsname der deutschen Wirtschaft verschwinden. Der Porzellanhersteller Rosenthal ist zahlungsunfähig. Das Traditionsunternehmen mit Sitz im oberfränkischen Selb folgt damit seinem irischen Mutterkonzern Waterford Wedgwood in die Pleite.

Der Porzellanhersteller Rosenthal steht seit Monaten zum Verkauf. (Foto: Foto: AP)

Waterford Wedgwood war Anfang der Woche in die Insolvenz gegangen. "Es gelang dem Vorstand der Rosenthal AG trotz permanenter Bemühungen nicht, eine Übereinkunft zur angemessenen Bereitstellung liquider Mittel für eine Übergangsphase bis zum Abschluss des Verkaufs an einen strategischen Investor zu erreichen", teilte Rosenthal am Freitag umständlich mit.

Das 1879 gegründete Traditionsunternehmen, das in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zum Hauptausrüster deutscher Kaffeetafeln wurde, war mal wieder am Ende.

Bis zu 1800 Mitarbeiter betroffen

Doch anders als in früheren Zeiten fand sich dieses mal kein Retter, der den Iren die deutsche Traditionsmarke abnahm. Von der Insolvenz sind bis zu 1800 Mitarbeiter betroffen.

Das Familienunternehmen, das sich schon 1939 in eine Aktiengesellschaft umwandelte, wurde in den Nachkriegsjahren vom Gründersohn Philip Rosenthal geprägt.

Der umtriebige Unternehmer, der auch als SPD-Politiker von sich reden machte, holte anspruchsvolle Designer wie Walter Gropuis, Roy Lichtenstein oder Andy Warhol, um Blumenvasen oder Teller zu entwerfen.

Die wahrscheinlich bekannteste Porzellan-Reihe des Hauses war aber "Maria", das als weißes Geschirr mit etwas kantiger Form in die deutsche Wohnzimmergeschichte einging.

So schön wie das Design waren die Zahlen bei Rosenthal schon lange nicht mehr. Die fränkische Porzellanindustrie begann in den achtziger Jahren unter chinesischen Billigimporten zu leiden.

Vor zehn Jahren war das Unternehmen mal wieder am Ende und der irische Konzern Waterford Wedgwood griff zu. Jetzt ist auch diese Episode zu Ende. Nun muss der Insolvenzverwalter einen Käufer suchen, der die Marke vielleicht rettet.

© SZ vom 10.01.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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