Strom für Fans:Eingenetzt

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Mehrere Bundesligisten bieten gemeinsam mit Energieversorgern spezielle Stromtarife für ihre Fans.

Von Felicitas Wilke, München

Enthusiastische Fußballfans zeigen ihre Liebe zum Verein gerne, indem sie in grün-weißen Trikots ins Stadion gehen, in schwarz-gelber Bettwäsche schlafen oder Toast mit eingebrannter Raute frühstücken. Bei manchen geht die Zuneigung über das Sichtbare hinaus. Da kommt sogar der Strom, der durch die Wohnung fließt, vom Lieblingsverein. Immer mehr deutsche Fußballklubs vertreiben gemeinsam mit Energieversorgern spezielle Stromtarife für Fans. Von den 36 Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga bietet knapp ein Viertel Strom an.

So können die Anhänger von Borussia Mönchengladbach, auch bekannt als Fohlenelf, ihre Häuser mit "Fohlenstrom" des örtlichen Energieversorgers NEW beleuchten. Und bei so manch treuem Fan von Union Berlin fließt "Eiserner Strom" des Anbieters M4Energy durch die Leitungen, ganz nach dem Motto der Vereinshymne "Eisern Union". Nun würde man meinen, dass 22 Spieler auf dem Platz nicht zwangsläufig etwas mit 230 Volt in der Steckdose zu tun haben. Doch ein eher abstraktes Produkt wie Energie lässt sich wunderbar vermarkten, wenn es den Namen des Lieblingsvereins trägt.

"Wir holen die Kunden mit unseren Fantarifen in ihrer Welt ab und können das Thema Strom auf diese Weise emotional aufladen", sagt Ralph Kampwirth vom Hamburger Ökostrom-Anbieter Lichtblick, der mit Borussia Dortmund und dem FC St. Pauli kooperiert. Den "Strom 09" des BVB nutzen laut Lichtblick derzeit 14 000 Menschen, beim Kiezstrom von St. Pauli sind es 7 000 Fans. "Wir sind sehr zufrieden", sagt Kampwirth.

Auch die Vereine können das sein. Damit die Energieversorger sich mit den Namen der Fußballklubs schmücken dürfen, zahlen sie ihnen im Rahmen von Sponsorenverträgen Geld - und verhelfen ihnen obendrein zu einem nachhaltigen Image: Fast alle Fußballvereine mit eigenem Stromtarif werben damit, dass ihr Produkt aus 100 Prozent Ökostrom besteht und dass ein Teil der Einnahmen in soziale Projekte vor Ort fließt. So bringe der Strom dem Verein nicht nur finanzielle Vorteile, sondern sei auch "eine sehr schöne Art des Marketings und der Reichweitensteigerung in der Region", sagt Florian Holzbrecher, Marketingleiter des Erstligisten Darmstadt 98. Der Klub versorgt einen Teil seiner Fans seit knapp zwei Jahren mit dem "Lilienstrom", der vom Energieversorger Entega kommt.

Es bleibt die Frage, was der Kunde von den Fan-Tarifen hat. Denn anders als mit einem Trikot oder dem Aufkleber am Auto bekennt er sich mit fließender Elektrizität nicht öffentlich zu seinem Herzensklub. Wie bei konventionellen Stromtarifen halten einige Anbieter auch bei ihren Preismodellen für Fußballfans Neukundenboni und Weiterempfehlungsprämien bereit. Andere schenken ihren Kunden zum Vertragsabschluss ein Trikot oder zahlen pro Tor einen Euro zurück. Vergleicht man allerdings die Tarife mit dem jeweils günstigsten Angebot im Postleitzahlgebiet, ist der Strom teils um mehr als ein Drittel teuer. Aus den Zahlen lasse sich vermuten, dass sich die Tarife "eher an eingefleischte Fans als an Sparfüchse richten", heißt es beim Vergleichsportal Check24. Allerdings kommen die Kunden immer noch günstiger als im örtlichen Grundversorgungstarif davon, den ein Drittel der deutschen Haushalte bezieht. Und: Sie können sich einbilden, dass der Strom, der samstags pünktlich zur Sportschau ihren Fernseher flimmern lässt, dabei grün, gelb oder blau leuchtet.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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