Im Kongresszentrum zu Davos gilt eine Kleiderordnung, die der Chef des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, und seine Leute so wichtig nehmen, dass sie sie fett ins Programm gedruckt haben: "Sportliche oder lockere Business-Kleidung (keine Krawatte)."
Die Vorschrift haben viele Teilnehmer lange nicht allzu ernst genommen, deshalb sann Schwab vor ein paar Jahren auf ein Mittel, um sie auch durchzusetzen: Am Eingang steht seither, noch vor der Sicherheitskontrolle, ein Kasten, in den jeder fünf Franken einwerfen soll, der verbotswidrig mit Krawatte auftaucht. Das Geld wird für wohltätige Zwecke gespendet.
Fünf Franken Strafe für Millionäre
Der Krawattenkasten brachte Schwab viel Spott ein, schließlich ist es eine lustige Vorstellung, jemanden, der vielleicht 20 Millionen Dollar im Jahr verdient, mit fünf Franken für vorschriftswidrige Kleidung zu bestrafen.
Aber - von den reichen Leuten kann man das Sparen lernen, wie es in Schwaben heißt. Seit die ominöse Kiste aufgestellt wurde, sind im Kongresszentrum deutlich mehr Rollkragenpullover und offene Hemden zu sehen. Was wiederum Anlass zu weiteren spöttischen Bemerkungen gibt: "Aha, du bist zu geizig für die fünf Franken!"
Tatsächlich ist Schwabs Vorschrift ja gar nicht so einfach einzuhalten. Tagsüber ohne Krawatte im Kongresszentrum, abends ein Empfang im Hotel Belvédère, wo selbstverständlich dunkler Anzug und Krawatte erwartet werden - und dazwischen keine Zeit, sich im Hotel umzuziehen. Das überfordert das Organisationstalent manches Managers. Vor allem dann, wenn er keine Sekretärin dabei hat, die ihm solch schwere Aufgaben üblicherweise abnimmt. Es liegt jedenfalls immer ausreichend Geld in Schwabs Kiste.