Streit um Gasfelder:Ukrainischer Staatskonzern droht Moskau mit Klage

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  • Der Ukraine gehörten riesige Gasfelder im Schwarzen Meer. Doch seit der Annexion der Krim beansprucht Moskau auch die umliegenden Meeresgebiete der Halbinsel für sich.
  • Jetzt prüft der ukrainische Staatskonzern Naftogaz den Weg vor internationale Gerichte. Es ist ein Kampf um Rohstoffe im Wert vieler Milliarden Euro.

Von Markus Balser

Eine bisher unbeachtete Facette des Konflikts

Die Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland um milliardenschwere Gasvorkommen im Schwarzen Meer eskaliert. Der ukrainische Staatskonzern Naftogaz prüft nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen Russland.

"Unser Konzern hat derzeit keinen Zugang zu mehreren Hochsee-Feldern", sagt Naftogaz-Chef Andrij Kobolew der Süddeutschen Zeitung in ihrer Freitagsausgabe. Sie befänden sich unter der Kontrolle Russlands. Der Konzern wolle das nicht länger hinnehmen. Naftogaz prüfe den Weg vor internationale Gerichte. "Das muss kompensiert werden", fordert Kobolew.

Mit dem Vorstoß des Staatskonzerns gerät eine Facette des Konflikts an die Öffentlichkeit, die bislang kaum Beachtung fand. Denn seit der Annexion der Krim beansprucht Russland auch den Zugriff auf Meeresgebiete um die Halbinsel - Rohstoffvorkommen im Wert vieler Milliarden Euro inklusive. Mit Folgen für bereits angestoßene Explorationsprojekte. So wollte etwa ein Konsortium um den US-Riesen Exxon und den österreichischen OMV-Konzern, aus dem Feld "Skifska" nach ukrainischen Plänen bereits vor 2017 Gas fördern. "Das Projekt liegt auf Eis", bestätigt ein OMV-Sprecher.

Weg von Moskau, hin zum europäischen Gasmarkt

Die Ukraine will sich in der Energiepolitik zudem künftig offenbar noch stärker von Moskau distanzieren. "Wir arbeiten daran, die Ukraine in den europäischen Gasmarkt zu integrieren", kündigt Naftogaz-Chef Kobolew an. "Von politischen Gaspreisen Moskaus werden wir uns nicht mehr erpressen lassen." Um Gasquellen kurzfristig zu diversifizieren, wünscht sich Kiew noch größere Importe aus Europa, die durch eine Umkehrung der Fließrichtung bestehender Pipelines erfolgen könnten.

Auch von deutschen Lieferanten wolle die Ukraine weiterhin fast drei Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr beziehen, heißt es. Zu den Lieferanten zählt etwa Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern RWE.

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