Streiks beendet:Opel drosselt die Produktion

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Im Werk Rüsselsheim wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die Nachtschicht abgeschafft. Auch die Entwicklungsabteilung wird deutlich reduziert. Dadurch würden 3200 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Von Karl-Heinz Büschemann und Ulrich Schäfer

Wie die SZ aus Unternehmenskreisen erfuhr, wird die Entwicklungsabteilung in Rüsselsheim, die etwa 6000 Beschäftigte hat, um 1600 Mitarbeiter reduziert.

Es ist auch vorgesehen, im Werk die Nachtschicht zu streichen. Dies würde den Wegfall von weiteren 1600 Arbeitsplätzen bedeuten. In Rüsselsheim würde dann nur noch in zwei Schichten gearbeitet.

Lob für die Belegschaft

Bislang wurden bei Opel in Rüsselsheim die Modellreihen Corsa, Astra und Vectra entworfen. In Zukunft sei Rüsselsheim nur noch für die Plattformen aller Mittelklasse-Autos des GM-Konzerns zuständig, die in Deutschland Vectra heißen.

Die Plattformen für die Autos der Astra-Klasse sollen zukünftig in Detroit entwickelt werden. Die Basis-Entwicklungen für die kleinen der Corsa-Reihe erhält den Informationen zufolge die koreanische Tochtergesellschaft Daewoo.

"Wir danken allen, die am Zustandekommen dieser Entscheidung beteiligt waren", erklärte die Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM) nach dem Beschluss der Beschäftigten in Bochum, wieder ins Werk zu gehen. Wirtschaftsminister Clement sagte im Bundestag: "Ich freue mich von ganzem Herzen, dass in Bochum wieder die Bänder laufen".

Vorigen Donnerstag hatte die Belegschaft in Bochum die Arbeit niedergelegt, nachdem GM mitgeteilt hatte, in Europa 12000 Arbeitsplätze einsparen zu wollen, davon 10000 in Deutschland.

Die Arbeitsverweigerung in Bochum hatte auch die GM-Werke in Rüsselsheim, Antwerpen (Belgien) und Ellesmere (England) lahmgelegt, die auf Zulieferteile aus Bochum angewiesen sind. Insgesamt konnten 6700 Autos nicht produziert werden.

Clement forderte, in Verhandlungen mit dem GM-Management müsse nun erreicht werden, dass Stellen "in sehr viel engeren Grenzen" abgebaut würden und kein Werk geschlossen werde. Der Verlust von 10.000 Arbeitsplätzen wäre "eine Katastrophe".

Einsatz in Detroit

Der Wirtschaftsminister steht nach eigenen Angaben "auf allen denkbaren Ebenen" in Kontakt mit der Leitung von GM in Europa und Detroit. Anders als der schwedische Ministerpräsident Göran Persson, der persönlich in der Konzernzentrale vorstellig werden will, plant Clement keine Reise in die USA. "Das lässt sich auch telefonisch erledigen", sagte seine Sprecherin.

Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Heidemarie Wieczorek-Zeul bezeichnete den europaweiten Protest der GM-Mitarbeiter als "extrem wichtiges Zeichen der Solidarität".

Die Arbeitnehmervertreter hätten gezeigt, "dass sie - und nicht die GM-Unternehmensführung - das Gesamtinteresse des Unternehmens, seiner Produkte und seiner Beschäftigten in Europa vertreten", sagte sie der SZ.

In einer Abstimmung hatten sich 80 Prozent der Bochumer Mitarbeiter für die Wiederaufnahme der Arbeit ausgesprochen. Die Streikbefürworter übten nach der Abstimmung harte Kritik an Betriebsrat und Gewerkschaften.

Diese hatten die Frage nach einer Wiederaufnahme der Arbeit mit dem Auftrag für weitere Verhandlungen mit dem Management verbunden. "Soll der Betriebsrat die Verhandlung mit der Geschäftsführung weiterführen und die Arbeit wieder aufgenommen werden?", lautete die Frage, die mit Ja oder Nein beantwortet werden konnte. "Wer den Streik fortsetzen wollte und trotzdem weitere Verhandlungen wollte, war bei diesem Verfahren chancenlos", klagten die Streikbefürworter.

Zu der Entscheidung, zur Arbeit zurückzukehren, hatte offenbar die Ankündigung von GM beigetragen, das Bochumer Werk über 2010 hinaus wettbewerbsfähig zu machen.

Eine Zusage für Investitionen gebe es aber nicht, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Gespräche zwischen Management und Betriebsrat sollen an diesem Donnerstag fortgesetzt werden.

© SZ vom 21.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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