Strategiewechsel nach Milliardenverlusten in den USA:Daimler erwägt Trennung von Chrysler

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Die Spitze von DaimlerChrysler erwägt, den US-Konzernteil Chrysler abzuspalten. ,,Wir prüfen alle Optionen'', sagte Unternehmenschef Dieter Zetsche am Mittwoch in Detroit. Eine Trennung galt bisher als ausgeschlossen. Der Konzern kündigte den Abbau von 13000 Stellen in Nordamerika an.

Karl-Heinz Büschemann und Dagmar Deckstein

Die hohen Verluste stürzen den amerikanischen Konzernteil in die zweite Krise, seit er 1998 mit Daimler-Benz zusammengefügt wurde. Schon im Jahr 2000 hatte Chrysler Milliarden-Verluste gemacht.

Der Chef des amerikanischen Zweiges, Tom La Sorda, sagte auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch, ein klassisches Sanierungsprogramm werde bei Chrysler nicht reichen. Er deutete an, das Unternehmen werde in Zukunft stärker mit anderen Unternehmen in Partnerschaften zusammenarbeiten müssen, um Kosten zu sparen. US-Gewerkschaften nannten die angekündigten Stellenstreichungen ,,verheerend''.

Trennung wäre kompletter Schwenk

Die Trennung der beiden Konzernteile wäre ein kompletter strategischer Schwenk. Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp, der die beiden Unternehmen im Jahr 1998 zusammengeführt hatte, um eine Welt AG zu gründen, hatte eine Beendigung der Partnerschaft stets ausgeschlossen.

Schrempp hat das Unternehmen aber Ende 2005 verlassen und die Führung an Dieter Zetsche übergeben, der von 2000 bis 2005 die amerikanische Chrysler-Gruppe geleitet hatte.

Auf der mit Spannung erwarteten Veranstaltung legte der Konzernvorstand einen Sanierungsplan für die angeschlagene US-Tochter vor. Danach soll Chrysler bis 2008 wieder ein positives Ergebnis zum Konzerngeschäft beisteuern und bis 2009 einen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro einfahren.

Um dies zu erreichen, sollen die Kapazitäten heruntergefahren werden. Zwei Werke in Michigan und Delaware werden geschlossen, um die Produktionskapazitäten um 400000 Fahrzeuge zu verringern. Chrysler verkaufte 2006 mit 2,7 Millionen Fahrzeugen fünf Prozent weniger als noch 2005.

Chrysler hat, wie auch die beiden großen amerikanischen Konkurrenten Ford und General Motors, unter dem harten Wettbewerb mit den asiatischen Konkurrenten zu kämpfen. Er sorgt schon seit Jahren für dramatische Preiskämpfe und Rabattschlachten.

Die auch in den USA spürbare Steigerung der Benzinpreise führte zudem dazu, dass die US-Autokäufer weniger von den klassischen Geländewagen kauften, die Chrysler unter der Marke Jeep anbietet.

Warnung des Betriebsrats

Erich Klemm, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratschef von DaimlerChrysler, warnte vor einem ,,finanziellen Abwärtsstrudel'' wegen der Krise bei Chrysler. ,,Wir wollten sicherstellen, dass der Kern von Daimler vor einem möglichen finanziellen Abwärtsstrudel der Chrysler Corporation geschützt werden kann'', erklärte Klemm die Strategie der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat.

Die Synergiepotentiale zwischen Mercedes-Benz und Chrysler seien aber begrenzt. Klemm begrüßte daher die vom Vorstand angekündigte Prüfung auch bisher ausgeschlossener Optionen für Chrysler. Die Sanierungskosten für Chrysler werden bis zu einer Milliarde Euro betragen.

An der Börse wurde die Ankündigung des Sanierungsplans und die mögliche Abtrennung von Chrysler gefeiert. Die Aktie schoss am Mittwoch um bis zu 5,1 Prozent auf 51,75 Euro in die Höhe und erreichte damit den höchsten Stand seit dem Juni 2002.

Jahreszahlen besser als erwartet

Die Jahreszahlen des deutsch-amerikanischen Autokonzerns für 2006 waren insgesamt besser als erwartet. Der operative Gewinn stieg von 5,2 Milliarden Euro auf 5,5 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich von 2,8 Milliarden Euro auf 3,2 Milliarden Euro. Man erwarte, die Ertragskraft von 2007 bis 2009 deutlich steigern zu können, hieß es bei Daimler Chrysler.

© SZ vom 15.02.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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