Strafe gegen früheren Goldman-Sachs Mitarbeiter:"Fabelhafter Fab" büßt mit 825.000 Dollar

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Fabrice Tourre verlässt im August 2013 das Gerichtsgebäude in New York (Foto: dpa)

Fabrice Tourre ist so ziemlich der Einzige, der persönlich für das Chaos der Finanzkrise zur Rechenschaft gezogen wird. Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker betrog auch deutsche Investoren. Jetzt muss er 825.000 Dollar zahlen - etwas mehr als ein Jahresgehalt.

Schuldig gesprochen wurde er im August, jetzt muss er zahlen. Ein New Yorker Gericht hat den ehemaligen Goldman-Sachs-Manager Fabrice Tourre wegen Betruges zu einer Strafe von mehr als 825 000 Dollar verurteilt. Es ist einer der wenigen Fälle in der Aufarbeitung der Finanzkrise, in denen ein Banker persönlich zur Rechenschaft gezogen wird.

Der mittlerweile 35-jährige Franzose wurde verurteilt, Profi-Investoren beim Verkauf eines Hypotheken-Wertpapierkonstrukts namens "Abacus" in die Irre geführt zu haben.

Tourre hatte die Investoren dem Gericht zufolge nicht darüber aufgeklärt, dass die Papiere, in die sie ihr Geld steckten, teils vom Hedgefonds-Manager und Milliardär John Paulson ausgesucht worden waren. Der aber wettete, dass sie an Wert verlieren würden - sein Interesse war also das genaue Gegenteil dessen, worauf die Investoren setzten.

Die komplexen Finanzdeals waren Wetten darauf, dass der Boom im amerikanischen Immobilienmarkt immer weiter gehen würde. Als der Markt aber zusammenbrach, gerieten viele Banken in Schieflage, Regierungen retteten sie mit Steuergeld. Besonders Goldman Sachs stand nach der Krise in der Kritik, weil die Bank Investoren die Hypotheken-Deals angedreht, gleichzeitig aber gegen diese gewettet hatte.

Tourre nannte sich wegen seiner Millionendeals in einer E-Mail an seine Freundin "Fabulous Fab" ("Fabelhafter Fab") - was die Ankläger im Prozess genüsslich zitierten. Er behauptete zudem, er hätte die Papiere selbst "Witwen und Waisen" angedreht. Eines seiner Produkte verglich er mit Frankenstein.

Die US-Börsenaufsicht SEC wollte eine höhere Strafe für Tourre: 1,15 Millionen Dollar. Während die Aufseher die Verurteilung vergangenes Jahr als Erfolg feierten, gilt Tourre Kritikern der Wall Street als Bauernopfer, weil zugleich kein einziger Banker aus den Chefetagen nach der Krise zur Verantwortung gezogen wurde.

Tourre verließ Goldman Sachs Ende 2012 und promoviert derzeit an der Universität von Chicago in Wirtschaft. Die Strafzahlung dürfte er sich leisten können. Nach eigenen Angaben erhielt er von Goldman Sachs weiter ein Jahresgehalt von 738 000 Dollar, nachdem die SEC Klage erhoben hatte.

Unter den Geschädigten des Abacus-Deals war auch die Düsseldorfer Bank IKB, die in der Finanzkrise mit Milliarden-Staatshilfen vor dem Kollaps bewahrt werden musste. Vor drei Jahren hatte Goldman wegen Abacus in einem Vergleich 550 Millionen Dollar an die SEC gezahlt. Ein Teil der Summe ging an die frühere IKB-Eigentümerin, die staatliche Förderbank KfW.

Tourre erklärte, er denke über weitere Schritte in dem Rechtsstreit nach.

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