Steueroase London:Geldbunker Hyde Park

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Links im Bild: Das Haus mit der Adresse 1 Hyde Park Place - zuletzt angeboten für die marktübliche Monatsmiete von umgerechnet 100 000 Euro. (Foto: googlemaps)

In vielen Londoner Immobilien schlummern Millionen, aber kaum Menschen. Ein Pakistaner verliert sein Haus nun unfreiwillig.

Von Alexander Mühlauer

Manchmal verrät schon die Adresse, was einen erwartet. 1 Hyde Park Place ist da keine Ausnahme. Das Haus bietet nicht nur knapp 1500 Quadratmeter und zehn Schlafzimmer, sondern auch einen unverbaubaren Blick über den berühmtesten Park Londons. Zuletzt wurde es für eine durchaus marktübliche Monatsmiete von umgerechnet 100 000 Euro angeboten. Noch am Mittwoch konnte man sich auf der Immobilienwebsite Zoopla Fotos des Hauses ansehen. Mieten kann man es allerdings nicht mehr. Der bisherige Eigentümer hat eingewilligt, das Anwesen am Hyde Park zu verkaufen - wenn auch nicht ganz freiwillig.

Als Besitzer der Immobilie ist eine Firma auf den Britischen Jungferninseln eingetragen. Dahinter steht die Familie des pakistanischen Geschäftsmanns Malik Riaz Hussain. Zwischen ihm und der britischen National Crime Agency kam es nun in London zu einer außergerichtlichen Einigung. Die Ermittler der Regierungsbehörde, die für das organisierte Verbrechen zuständig ist, hatten Teile von Hussains Vermögen in Großbritannien eingefroren. Neun Konten mit einem Gesamtguthaben von 140 Millionen Pfund und das Haus am Hyde Park im Wert von 50 Millionen Pfund wurden beschlagnahmt. Das Anwesen soll verkauft werden. Der Erlös sowie das Geld auf den Konten gehören nun fürs Erste der Staatskasse von Pakistan. Aus seiner dortigen Heimat soll Hussain das Vermögen nach London gebracht haben.

Ob das Geld aus kriminellen Geschäften stammt, ist unklar. Fest steht, dass gegen Hussain wegen Bestechung und Korruption ermittelt worden ist. Auch aufgrund angeblichen Landraubs stand der pakistanische Geschäftsmann schon im Fokus der Strafverfolgungsbehörden. Hussain legte nach der Einigung mit der National Crime Agency wert darauf, dass er weiter als unschuldig gilt. Auf Twitter schrieb er, dass die Übereinkunft mit der Behörde in London "kein Schuldspruch" sei. Er werde bis zu seinem letzten Atemzug ein stolzer Pakistaner bleiben, erklärte Hussain.

Die pakistanische Regierung begrüßte die Einigung als Erfolg einer engen Kooperation mit den britischen Behörden. Der im vergangenem Jahr zum pakistanischen Premierminister gewählte Imran Khan will daran anknüpfen und weitere ins Ausland gebrachte Vermögen zurück nach Pakistan holen. Khan wirft der politischen und wirtschaftlichen Elite seiner Heimat vor, riesige Geldbeträge illegal außer Landes gebracht zu haben - ein Großteil davon soll sich laut Khan in London befinden.

Die britische Hauptstadt ist weltweit als vermeintlich sicherer Hafen für Vermögen aller Art beliebt. Trotz Brexit sind Immobilien in London bei den sogenannten Superreichen nach wie vor angesagt. 1 Hyde Park Place ist kein Einzellfall. Gerade rund um die grüne Idylle in der Stadt gibt es Häuser, die offensichtlich nicht zum täglichen Wohnen genutzt werden. Wer etwa in Belgravia oder Knightsbridge abends spazieren geht, sieht in einigen Straßen kaum Licht in den Häusern. In vielen Immobilien schlummern zwar Millionen, aber kaum Menschen.

Noch ist im Fall der pakistanischen Familie Hussain offen, aus welchen Geschäften das Geld für das Hyde-Park-Anwesen stammte. Für die Ermittler gibt es offenbar noch einige Spuren, die es zu verfolgen gilt. Einem Bericht von Daily Pakistan zufolge tauchte etwa der Name des Sohnes von Malik Riaz Hussain bereits im Jahr 2016 in den Panama Papers auf.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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