Steuern:Zum Schluss noch ordentlich sparen

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Bis Silvester können Verbraucher dem Fiskus noch viele hundert Euro abtrotzen. Es geht darum, Freibeträge, Familienplanung und anstehende Investitionen zu optimieren.

Von Berrit Gräber, München

Höchste Zeit für den Schlussspurt in Sachen Steuern: Mit ein wenig Strategie lässt sich dem Fiskus bis zum Jahresende noch sehr viel Geld abringen. Dazu gehört vor allem, bis Silvester noch gezielt zu investieren, um steuerliche Sparchancen auszuschöpfen - wenn es das Konto hergibt. Dieses Vorgehen klingt paradox, zahlt sich aber aus, wie Erich Nöll erläutert, Geschäftsführer des Bundesverbands der Lohnsteuerhilfevereine (BVL).

Nur wer in einem Jahr besonders viel hinblättert für Krankheit, Pflege, für Handwerker oder den Beruf, bekommt Hilfe vom Finanzamt. Wer die Steuervorteile 2018 nicht ausgeschöpft, verliert sie.

So bieten sich etwa Möglichkeiten, in den Job zu investieren: Wer privat ein neues Smartphone oder einen Computer zur beruflichen Nutzung kaufen will, sollte das noch dieses Jahr tun und nicht auf 2019 verschieben. Dasselbe gilt für die Anschaffung von Büromaterialien, Fachbüchern, einer neuen Aktentasche oder eines Schreibtisches. Denn: Für Ausgaben rund um den Beruf rechnet der Fiskus jedem Arbeitnehmer 1000 Euro Werbungskostenpauschale an. Das ist der Betrag, der automatisch von den Einnahmen abgezogen wird, selbst wenn jemand weniger ausgibt. Wer noch mehr investiert, kann die tatsächlich angefallenen Kosten ansetzen - und die betragen für ein Arbeitsmittel seit diesem Jahr bis zu 800 Euro netto, zuzüglich Mehrwertsteuer also 952 Euro. Bis zu dieser Grenze kann der Kauf sofort und in voller Höhe abgesetzt werden. Der neue Betrag sei fast doppelt so hoch wie 2017 und damit sehr vorteilhaft, so Nöll. Es kann sich zudem lohnen, auch die Gebühr für eine erst in 2019 angesetzte Fortbildung oder ein berufliches Seminar noch bis Silvester zu überweisen.

Eine weitere Steuerspar-Möglichkeit bietet die Bündelung von Krankheitskosten: Wer 2018 schon viel für Behandlungen, Brille und Medikamente ausgeben musste, sollte den anstehenden Kauf neuer Einlagen oder eines Treppenlifts noch angehen, wenn es finanziell drin ist, rät Nöll. Denn: Das Absetzen von außergewöhnlichen Belastungen wie Krankheitskosten ist deutlich leichter geworden. Die zumutbare Eigenbelastung ist geringer als früher. Steuerlich zählt alles, was der Arzt verordnet hat und nicht erstattet wird wie Rezeptzuzahlungen, Kuren, Massagen, Augenlasern, Therapien. Es kann sich sogar lohnen, eine Arztrechnung noch bis Silvester zu zahlen, obwohl die Behandlung erst 2019 weitergeht. Das Bündeln der Ausgaben kann einen Steuervorteil von einigen Hundert Euro bringen.

Wer 2018 Helfer für daheim engagiert hat, kann dies gleichfalls ansetzen: Richtig viel Ersparnis ist mit Ausgaben rund um den Haushalt drin. Diese Kosten drücken direkt die Steuerlast. Beispiel Handwerker: Wer 2018 schon ein paar Reparaturen daheim hatte, aber bald auch noch die Wände streichen, die Küche modernisieren oder das Parkett abschleifen lassen will, sollte das möglichst noch bis Silvester tun, denn auch hier gibt es eine Chance, Steuern zu sparen. Grundsätzlich dürfen 20 Prozent des Arbeitslohns von bis zu 6000 Euro abgesetzt werden, 1200 Euro im Jahr. Wer jetzt schon fast so hohe Rechnungen beisammen hat, sollte überlegen, ob Arbeiten respektive Zahlungen nicht auf 2019 geschoben werden können. Denn dann gilt der Höchstbetrag wieder neu. Absetzbar ist alles, was mit Renovierung, Erhalt oder Modernisierung zusammenhängt, allerdings nur Arbeitslohn, Anfahrt und Maschinenmiete. Auch die Reparatur von Waschmaschine, Geschirrspüler oder Computer daheim zählen. Rechnungen müssen vor Neujahr überwiesen sein. Außerdem absetzbar: Die Beschäftigung einer Haushaltshilfe, eines Fensterputzers, Altenpflege-, Umzugs- oder Schneeräumdienstes. 20 Prozent von bis zu 20 000 Euro Kosten dürfen in die Steuer, macht maximal 4000 Euro im Jahr. Wer seine Putzkraft oder die Köchin als Minijobber im Privathaushalt angemeldet hat, kann eine dritte Sparchance abschöpfen, nämlich 20 Prozent der Lohnkosten, maximal 510 Euro im Jahr.

Haben Ehe- oder eingetragene Lebenspartner 2018 eine Gehaltserhöhung bekommen oder die Arbeitszeit reduziert, wird es eventuell Zeit für die Optimierung der Lohnsteuerklassen. Ein Wechsel ist noch bis 30. November beim Finanzamt möglich. Er gilt rückwirkend für ganz 2018. Bei unterschiedlich hohem Einkommen kann sich die Kombination III und V auszahlen. Damit landen monatlich einige Hundert Euro mehr netto auf dem Konto. Sind beider Löhne etwa gleich hoch, bringt der Mix IV/IV den geringsten laufenden Lohnsteuerabzug. Mit IV/IV plus Faktor erspart sich das Paar die Steuernachzahlung. Wird der Wechseltermin verpasst, wirkt sich eine Ersparnis erst mit Verzögerung bei der Steuererklärung aus. Die Steuerklasse optimieren kann auch viel Geld wert sein, wenn ein Partner 2019 voraussichtlich arbeitslos wird oder Nachwuchs in Planung ist. Die staatlichen Leistungen fallen dann höher aus.

Arbeitnehmer können sich zudem über Freibeträge auf der elektronischen Lohnsteuerkarte mehr finanziellen Spielraum sichern. Zum Beispiel dann, wenn es um die Fahrten zum Arbeitsplatz oder die Fortbildung geht. Das kann monatlich einige Hundert Euro mehr netto bringen, je nach Verdienst und Steuersatz. Auch hier ist der 30. November der letzte Termin für den Antrag beim Finanzamt.

Manchmal macht es auch Sinn, monatliche Verpflichtungen im Voraus zu bezahlen: Privat Krankenversicherte mit Geld auf der hohen Kante können überlegen, ob sie bis Silvester schon die Beiträge für 2019 zahlen. Das kann bis zu 2000 Euro sparen, je nach Beitragshöhe und Steuersatz. Im Voraus die PKV-Prämie zahlen lohnt sich steuerlich auch, wenn jetzt schon klar ist, dass jemand 2019 deutlich weniger verdient wegen Elternzeit, Mutterschaft, einer Auszeit im Job oder schlechter Auftragslage. Sparchancen gibt es zudem bei Sonderzahlungen noch 2018 zur Altersversorgung, etwa in die Rürup-Versicherung oder in ein Versorgungswerk. Die Beiträge sind steuerbegünstigt.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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