Staatsanleihen in den USA:Null Zins

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Der völlige Verzicht von Anlegern in den Vereinigten Staaten auf Rendite ist ein schlechtes Zeichen.

Helga Einecke

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bekommt von den Bürgern Geld und muss dafür keine Zinsen zahlen. Dieses Geld nennt man Steuern. Aber die Steuern reichen nicht.

Deshalb borgt sich Steinbrück Geld am Kapitalmarkt und zahlt dafür Zinsen. Bekäme er dieses Geld ohne Zinsen, dann müsste er weniger Geld neu aufnehmen. Die Amerikaner - sie sind ja immer vorweg - sind schon so weit. Die Anleger waren einen Tag lang so wild auf deren Staatspapiere, dass sie sie kauften und kauften und komplett auf Zinsen verzichteten. Hauptsache ihr Geld ist sicher, dachten sie wohl.

Kein Vertrauen in die Konkurrenz

Solange dies nur eine vorübergehende Erscheinung bleibt, mag dies angehen. Aber grundsätzlich ist dieses Aufdrängen von Geld ohne Gegenleistung am Kapitalmarkt ein Zeichen von Angst.

Die Angst treibt vor allem die Banken um, die sich seit der Pleite des US-Geldinstituts Lehman gegenseitig nicht mehr über den Weg trauen. Lieber schenken sie dem Staat oder der Notenbank das Geld, als es der Konkurrenz anzuvertrauen.

Das gegenseitige Misstrauen sitzt tief, und kein noch so umfangreiches Rettungspaket eines Landes dieser Erde hat es bisher beseitigen können. In den Notenbanken zerbrechen sich die Experten den Kopf, wie sie die Geldleihe der Banken untereinander ankurbeln könnten.

Die Amerikaner sind dabei mutiger als die Europäer. Sie experimentieren einfach. In den USA kauft die Notenbank auch schlechte Wertpapiere, leiht sich bald selber Geld am Markt. Die Experimente gehen manchmal schief - wie im Fall Lehman - und sollten begrenzt bleiben. In einem funktionierenden Markt für Kapital gehören Zinsen auf Anleihen einfach dazu.

© SZ vom 11.12.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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