Spielwaren:Große Kinder beleben das Geschäft

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Die Deutschen geben wieder mehr Geld für Spielwaren aus, manche Anbieter klagen sogar über Lieferschwierigkeiten. Doch gekauft wird nicht nur für die Kleinen.

Uwe Ritzer

Er tuckert wie vor Jahrzehnten das große Original, wenngleich die Geräusche des kleinen grauen Traktors nicht einem Motor entspringen, sondern digital von einem Computerchip kommen.

Brettspiele werden heuer nicht nur für die Kleinen gekauft. (Foto: Foto: dpa)

Solches Modellspielzeug liege im Trend, sagen die in Nürnberg versammelten Vertreter der Branchenverbände. Ein Viertel aller Spielwaren werde nicht für Kinder gekauft, eher für Erwachsene mittleren Alters. "Ü 40" nennen sie diese Generation.

Diese kauft neuerdings wieder verstärkt Spielwaren ein, für wen auch immer. Drückten jahrelang der Rückgang der Geburtenzahlen, die Kaufzurückhaltung der Verbraucher und der durch billige Massenware ausgelöste Preisdruck auf Umsätze und Renditen von Herstellern und Händlern hierzulande, scheint diese Entwicklung gestoppt.

Endlich wieder Zuwächse

Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft wittert die Spielwarenbranche Morgenluft. Für das laufende Jahr erwartet sie erstmals seit langem wieder einen leichten Zuwachs.

Schon im Oktober lag der Absatz einer Erhebung des Marktforschers Eurotoys zufolge um drei Prozent höher als im selben Vorjahresmonat. "Vieles spricht dafür, dass die Trendwende geschafft ist", sagt Volker Schmid vom Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie.

Ein Umstand, den die Branche zwar ersehnt, auf den sie allerdings offenkundig nur mangelhaft vorbereitet ist. Vor allem manche Markenhersteller wie Lego oder Märklin hätten Lieferengpässe, was nach Einschätzung von Willy Fischel, dem Geschäftsführer des Bundesverbandes des Spielwaren-Einzelhandels (BVS), Händler und Verbraucher gleichermaßen nervt.

Sein Rat: Wer Markenware unter den Christbaum legen will, sollte sie frühzeitig besorgen.

Insgesamt 3,2 Milliarden Euro geben die Bundesbürger alljährlich für Spielwaren aus. Innerhalb dieser Summe gibt es anhaltende spürbare Verschiebungen.

Elektronik made in China boomt

Während klassisches Spielzeug anteilig abnimmt, geht vermehrt über die Ladentische, was mit Elektronik gespickt ist oder am Computer gespielt werden kann. Davon profitieren vor allem die technikverliebten fernöstlichen Produzenten.

Allein 57,3 Prozent der importierten Produkte kommen mittlerweile aus China. Derweil sank von 2004 auf 2005 das Produktionsvolumen deutscher Hersteller um fast neun Prozent auf 1,12 Milliarden Euro.

Immerhin scheint der Geiz im Kinderzimmer allmählich vorbei zu sein. "Traditionelles Markenspielzeug gewinnt wieder an Boden", sagt Fachverbandssprecher Fischel. Auch Industrievertreter Schmid konstatiert eine "Hinwendung zum klassischen Spielzeug."

So gehören zu den Trends im anlaufenden Weihnachtsgeschäft nach der Prognose von Experten nicht nur Römer- und Drachenwelten, sondern vor allem, was beim Spielen auch blinkt, tutet, sich automatisch bewegt oder andere Geräusche von sich gibt. Kleine Modell-Traktoren zum Beispiel.

© SZ vom 10.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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