Solarinitiative Desertec:Saubere Arbeitsplätze

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Jobmärchen Solarprojekt: 250.000 Stellen könnten durch die Initiative Desertec entstehen. Experten sind sich sicher: Wer sich jetzt traut, den erwarten hohe Gewinne.

Markus Balser

Noch existieren die gigantischen Pläne nur auf dem Papier. Die Emissäre von 20 deutschen Großkonzernen und Ministerien wollen sich in den nächsten Tagen erneut in München treffen, um ein Konsortium für die Produktion von Wüstenstrom vorzubereiten. Für Martin Heming ist der Plan längst keine Vision mehr. Im nordbayrischen Alzenau sind Sonnenkraftwerke tägliches Geschäft. Zehn hat Hemings Firma Schott Solar allein in den USA mit Technik ausgestattet und erzielt damit einen Jahresumsatz von 80 Millionen Euro. Nun würden die ersten in Südeuropa und Afrika erprobt, sagt Heming. "Das Geschäft läuft gut - Tendenz steigend."

Ein Kraftakt, der sich lohnen könnte: Weltweit könnten 600.000 Arbeitsplätze durch das Solarprojekt Desertec entstehen, glauben Experten. (Foto: Foto: dpa)

Hemings Firma wird mit am Tisch sitzen, wenn sich am 13. Juli führende Konzerne, darunter die Deutsche Bank, die Münchener Rück, Siemens und der Energiekonzern RWE, zur Gründung der so genannten Desertec-Initiative treffen. Die Kosten, die die Firmen für das Projekt Wüstenstrom veranschlagen, sind enorm: Sie belaufen sich bis 2050 auf 400 Milliarden Euro. Doch der finanzielle Kraftakt dürfte sich lohnen. Denn Wissenschaftler sind sich sicher: Wer sich jetzt traut, dem winken hohe Gewinne.

Wird das Milliardenprojekt Realität, könnten deutsche Firmen laut einer Studie fast zwei Billionen Euro Umsatz bis 2050 erzielen. 240.000 zusätzliche Arbeitsplätze würde das in Deutschland schaffen. Weltweit wären es sogar 600.000 neue Jobs. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des "Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie".

Solartechnik als Exportschlager

Binnen einer Generation könnten die sauberen Energien so viele Stellen bieten wie heute die Automobilindustrie. "Die erneuerbaren Energien können die deutsche Leitindustrie des 21. Jahrhunderts werden", sagte Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling, und Solarkraftwerke nach Photovoltaik und Windkraft zum neuen Exportschlager.

Die Sonne strahle auf die Wüsten der Welt in sechs Stunden so viel Energie ab, wie die Menschheit in einem Jahr verbrauche, sagte der Deutschland-Präsident des Club of Rome, Max Schön, bei der Präsentation der Studie in Berlin. Allerdings müssten die Unternehmen ihre Kapazitäten stark ausbauen, wenn sie von dem Boom profitieren wollten. Derzeit bauten deutsche Firmen etwa ein Drittel der Solarkraftwerke weltweit, Spanien und die USA holten jedoch auf.

Die Prognose der Wissenschaftler beschreibt die Branchenentwicklung in Fünf-Jahres-Schritten und verschiedenen Szenarien. Fällt die deutsche Wirtschaft im Konkurrenzkampf zurück und vollzieht sich der Aufbau von Kraftwerken nur langsam, erwarten die Wissenschaftler bis 2050 Gesamtumsätze deutscher Firmen von 270 Milliarden Euro. Hält Deutschland seine Spitzenstellung und setzt sich das Projekt schnell durch, wären 1,95 Billionen Euro möglich.

Appell an die Regierung

Greenpeace forderte am Donnerstag, Bundeskanzlerin Merkel müsse das Wüstenstrom-Projekt zur Chefsache und die Solarthermie-Technologie auch zum Thema des kommenden G8-Gipfels in Italien machen. Zugleich müsse die Bundesregierung die Forschungsförderung von derzeit acht Millionen Euro jährlich deutlich aufstocken. Nötig sei eine Anschubfinanzierung analog zum Erneuerbare-Energien-Gesetz, nach dem alternativ erzeugter Strom zu einem garantierten Preis abgenommen wird. Bei Solarkraftwerken wird das Sonnenlicht mit Spiegeln eingefangen, gebündelt und zur Erzeugung von Dampf genutzt, der dann Turbinen antreibt.

Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien wie die Windkraft, deren Stromerzeugung abhängig vom Wetter variiert, können Sonnenkraftwerke den Strom speichern und zu jeder gewünschten Zeit liefern.

© SZ vom 03.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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