Sodastream:Übernahme mit Bläschen

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Sodastream stellt selbst keine Getränke her, sondern nur die Geräte, mit den sich Wasser aufsprudeln lässt. (Foto: imago)

Zu Hause Wasser aufsprudeln, statt Kisten aus dem Getränkemarkt zu holen: Pepsi will dabei mitverdienen und übernimmt Sodastream.

Von Ekaterina Kel, München

Zuckerwasser mit ein bisschen Geschmack, das war lange Zeit das Erfolgsrezept des Pepsico-Konzerns. Millionen Liter produzieren die Fabriken und das bekannteste Zuckerwasser wiederum steckt sogar im Firmennamen: die Pepsi-Cola, neben die sich im Verkaufsregal die Flaschen anderer Konzernmarken reihen wie 7up, Mirinda, Punica oder Gatorade.

Doch der Verkauf schwächelt, gerade in den USA, um minus zwei Prozent ging es abwärts im zweiten Quartal, auch weil die Leute weniger Süßes trinken wollen. Die Antwort lautet der Vorstandsvorsitzenden Indra Nooyi lautet nun immer offensichtlicher: Mehr Wasser, aber eben mit weniger Zucker. Zu Jahresbeginn startete der Verkauf von Mineralwassern mit dem lautmalerischen Namen Bubly. Nun will der Getränkekonzern mit Hauptsitz im US-Bundesstaat New York auch noch den Sprudelgeräte-Hersteller Sodastream für 3,2 Milliarden Dollar kaufen.

Die neue Philosophie: Gesündere Getränke und auch Lebensmittel - in umweltfreundlicheren Verpackungen. Gemeinsam mit der Firma Sodastream könne man die "Vision von einem gesünderen, nachhaltigeren Planeten" vorantreiben, heißt es jedenfalls in den Übernahmeplänen. Sodastream vertreibt als Marktführer für Wassersprudler von Tel Aviv aus Geräte, um Leitungswasser daheim mit Kohlensäure zu versetzen. Diese Geräte und die dazugehörigen Flaschen aus Kunststoff oder Glas stellt das Unternehmen seit 1991 her. Die Kunden müssen lediglich die Kohlendioxidkartuschen im Sprudler regelmäßig selbst austauschen. Das erspart den Weg zum Getränkemarkt, außerdem sinkt der Verbrauch an Plastikflaschen, da die eigenen Behältnisse immer wieder verwendet werden. Besonders beliebt ist dieses System in Deutschland und Österreich. Nach Angaben des Unternehmens hat sich dort seit Anfang 2012 die Zahl der verkauften Sprudler versechsfacht.

Pepsico hat offenbar erkannt: Sodastream bietet eine ausgearbeitete und bei den Kunden bereits gut erprobte Technik, um Erfrischungsgetränke zu Hause selbst herzustellen. Und will das nun auch noch mit einer Marketingstrategie unterfüttern. Nicht nur kosteneffizient soll es sein für die Verbraucher. Sondern "fun-to-use", spaßig zu gebrauchen. Der Druck auf den Sprudelknopf als Erlebnis? Das klingt etwas gewöhnungsbedürftig. So wie auch ungeklärt ist, ob Amerikaner das dort üblicherweise enorm gechlorte Wasser überhaupt trinken wollen - selbst wenn sie es selbst aufgesprudelt haben.

Sodastreams Vorstandschef Daniel Birnbaum bezeichnet seine Firma dennoch als "Landekopf" für Pepsicos Offensive auf dem Markt der Selbstmach-Getränke zu Hause. Und spricht davon, dass damit die Kunden selbst kreativ werden könnten. Werden künftig Verbraucher also ihre Pepsi mit Hilfe des Kohlendioxidzylinder und Geschmacks-Kartusche selbst zu Hause mischen?

Silke Schwartau, Expertin für Getränke und Lebensmittel beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, hält das für möglich - und problematisch: Künftig würden mehr Leute statt dem originalen Pepsi eben Leitungswasser trinken, in das süße Sirups gemengt werden. Und den von dem Unternehmen angekündigten Umschwung auf umweltfreundliche Produkte stellt Günther Guder, Vorstand des Bundesverband des deutschen Getränkefachgroßhandels, infrage: Zwar sende Pepsico "Signale in die richtige Richtung", aber der Konzern habe bei seiner Marke Punica gerade alle Flaschen von Mehrweg auf Einweg umgestellt.

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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