Rückblick:Alles klug oder was?

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Die Beiträge der SZ-Serie Smart-City zeigen, dass es sich lohnt, Städte und Regionen der Zukunft digital und personell zu vernetzen.

Von Katharina Kutsche

Die schlaue Stadt, neudeutsch Smart City, ist seit Juli Thema einer Serie im Wirtschaftsteil, die mit einem Essay zum Samstag endet. In bislang 17 Beiträgen haben SZ-Autoren zusammengetragen, wie weit Städte und Regionen weltweit bereits vernetzt sind - von Bürger zu Staat und Mensch zu Mensch. Dabei zeigt sich, dass das Misstrauen gegenüber dem Schlagwort Smart City unbegründet ist: Es gibt sie, die intelligenten Lösungen für die Stadt von heute.

In Medellín etwa, wo Politiker und Stadtplaner die Vernetzung wörtlich genommen und einen vorher von schwerster Kriminalität gebeutelten Stadtteil mit Rolltreppen an das Zentrum der kolumbianischen Stadt angeschlossen haben. Die Folge: Ja, die Bürger sind dort immer noch nicht ihres Lebens sicher. Aber es sterben deutlich weniger Menschen, die Einwohner fühlen sich nicht mehr abgehängt, die "Escaleras electricas" erleichtern den Arbeitsweg und ziehen Touristen an.

Überhaupt eint viele Städte, dass sie sich wegen ihrer geografischen Lage für smarte Lösungen entschieden haben. Die Rolltreppen von Medellín überwinden einen Höhenunterschied von 28 Stockwerken. Die japanische Stadt Sendai hat immer wieder mit Erdbeben und deren Folgen zu kämpfen - allein im vergangenen Jahr an 116 Tagen. Nun überwachen seismologische Sensoren den Untergrund, warnen vor Erdstößen und unterstützen Planer und Retter dabei, die Katastrophenhilfe besser zu organisieren. Und in Spaniens Norden war die Stadt Santander gezwungen, ihr Verkehrskonzept zu überdenken. An zwei Seiten vom Atlantik begrenzt, an den anderen Seiten verengen schroffe Felsen die Innenstadt, dazu durchziehen Bergrücken das Stadtgebiet - da ist kein Raum, um mal eben neue Parkplätze zu bauen. Mithilfe digitaler Technik nutzt die Stadt nun den vorhandenen Raum effektiver. Apps zeigen freie Parkplätze an. Sensoren zählen die Fahrgäste in den Stadtbussen, deren Zentrale kann bei Bedarf mehr Busse einsetzen und kluge Ampelschaltungen gewähren ihnen Vorrang. Ähnlich macht es die sächsische Landeshauptstadt. Taxen, Busse und Straßenbahnen senden rund um die Uhr Verkehrsdaten in ein System, das in der Technischen Universität Dresden überwacht wird. So können die Forscher den Verkehr lenken, Bahnen und Parkhäuser auslasten, Staus vermeiden.

Es entstehen ganze Stadtteile mit intelligenter Energieversorgung

Smart Citys sollten an den Bedürfnissen ihrer Bewohner ausgerichtet sein. Das funktioniert nicht immer, wie ein Beispiel aus New York zeigt. Öffentliches und kostenfreies WLAN wollte die Stadt zur Verfügung stellen. Doch während die einen das Angebot bis zum Exzess nutzten, befürchten andere, dass ihre Daten nicht ausreichend geschützt sind. In der südkoreanischen Stadt Songdo ist die gesamte Müllabfuhr technisch geregelt. Aber die Mülleimer haben Augen. Sie überwachen, wer was einwirft, und öffnen sich erst, wenn sich Bewohner ausweisen können.

Dann ist da noch die Vernetzung von Mensch zu Mensch, wie in Ulm, wo ein Beispiel aus dem "Verschwörhaus" zeigt, wie sich Bürger der Stadt gemeinsam digital fortbilden und so Ideen für schlaue Konzepte kritisch begleiten. Oder in Helsinki und Mailand, wo ganze Stadtteile entstehen, deren Energieversorgung intelligent und nachhaltig geregelt ist und das Wohnen für den Einzelnen vom Teilen geprägt ist: Carsharing, Büro-Sharing, Workshops. Gerade diese Beispiele zeigen, dass es sich lohnt, die Regionen digital und personell vernetzen.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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