Serie: Börsenstars:Glücklicher Zalando-Klon

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Der Online-Modehändler Global Fashion gehört zu den großen Gewinnern 2020.

Von Michael Kläsgen, München

Für jeden Markt die passende Mode: Das Geschäft von Global Fashion erstreckt sich über vier Kontinente. (Foto: oh; Collage: Dimitrov)

Die Aktie der Global Fashion Group steht auch für die Unwägbarkeiten an der Börse. Vor anderthalb Jahren, als der Online-Modehändler an die Börse ging, rumpelte es gewaltig. Die auf Schwellenländer fokussierte Mode-Plattform nahm wesentlich weniger Geld ein als erhofft. Erst lag der Ausgabekurs weit unter dem, was sich die beiden Großaktionäre, der schwedische Investor Kinnevik und der deutsche Start-up-Brutkasten Rocket Internet, erhofft hatten. Und dann fiel der Kurs in den Monaten nach dem Börsenstart auch noch steil ab. Anfang April dieses Jahres sank die Aktie des in Luxemburg ansässigen Unternehmens auf ihren bisherigen Tiefststand von 0,97 Euro.

Seither aber kannte der Aktienkurs des Zalando-Klons nur eine Richtung: steil nach oben. So steil wie kaum ein anderer Wert im Index für kleinere Unternehmen, dem S-Dax. Seit Jahresanfang stieg der Kurs um mehr als 300 Prozent. Kurz vor Weihnachten erreichte die Aktie mit zehn Euro ihren bisherigen Höchststand. Die Baader Bank stufte das Kursziel Mitte Dezember auf elf Euro hoch. Der Modeversender hatte kurz zuvor mitgeteilt, aufgrund eines "außergewöhnlich starken Geschäfts" im dritten Quartal wahrscheinlich erstmals über das Gesamtjahr hinweg schwarze Zahlen zu schreiben. Beim bereinigten Gewinn vor Steuern (Ebitda) sei mit mindestens zehn Millionen Euro zu rechnen. Die gute Entwicklung der Aktie hatte das Unternehmen zudem genutzt, um Geld bei den Investoren einzusammeln.

Das Geschäft von Global Fashion erstreckt sich über vier Kontinente: Lateinamerika, Südostasien, Osteuropa und Australien. Die beiden Geschäftsführer, Patrick Schmidt und Christoph Barchewitz, sitzen in unterschiedlichen Zeitzonen, der eine in Kuala Lumpur, der andere in London. Und zwar, um möglichst nah an den jeweiligen Märkten zu sein. Denn die Herausforderung für die Mode-Plattform besteht darin, den Unterschieden in Geschmack, Kultur, Infrastruktur und Technologie in jedem der vielen Märkte gerecht zu werden.

Global Fashion kauft daher bei lokalen Modemarken ein und wählt bei globalen Herstellern wie Nike gezielt Ware aus: eher Kopftücher und lange Hosen für Indonesien, für Brasilien dagegen eher weniger verhüllende Bekleidung. Gut fürs Geschäft ist zudem der weltweite Online-Boom, den wiederum die Corona-Pandemie befördert, die ebenfalls global ist.

In der siebten Folge am Dienstag, 5. Januar, geht es um: Sartorius.

© SZ vom 31.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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