Sequoia Capital:Die Trüffelschweine im Internet

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Sie haben Google entdeckt, Yahoo und Youtube. Jetzt stecken die Manager des US-Geldgebers Sequoia vier Millionen Dollar in TokBox, einen Anbieter von Video-Chats. Niemand kennt das Unternehmen - noch nicht.

Paul Katzenberger

Für ein High-Tech-Unternehmen im Silicon Valley darf es als Ritterschlag gelten, wenn es Investitionskapital vom Wagniskapitalgeber Sequoia bekommt. Denn es sind die ganz großen Erfolgsstorys in der heutigen IT-Wirtschaft, die mit dem Geld der Venture-Capital-Firma aus dem kalifornischen Menlo Park erst ermöglicht wurden. Ob Apple Computer, Yahoo, Google oder YouTube - sie alle bauten ihre heutigen Milliardenimperien mit Sequoias Finanzspritzen auf.

Von einem Branchenriesen wie Google oder YouTube ist das kleine kalifornische Start-up-Unternehmen TokBox zwar noch weit entfernt, doch zumindest eine Parallele weist das erst sechs Monate alte Internet-Unternehmen zu den Giganten inzwischen auf: Sequoia kündigte für Montag an, vier Millionen Dollar (2,8 Millionen Euro) in TokBox investieren zu wollen.

Weiterer prominenter Geldgeber

Mit Jawed Karim verfügt TokBox über einen weiteren prominenten Geldgeber: Karim zählte zu den Gründern von YouTube, verließ das Videoportal allerdings frühzeitig.

Die Geschäftsidee der jungen Tok-Box-Gründer klingt simpel: Mit ihrer Technologie wollen sie Video-Chats zwischen Nutzern von Angesicht zu Angesicht in einem herkömmlichen Browser ermöglichen.

Einen ähnlichen Service bieten zwar bereits die Programme AIM von AOL, Yahoo Messenger oder Skype. Allerdings muss der Nutzer bei diesen Produkten die Software zuvor heruntergeladen haben und während des Chats müssen beide Parteien gleichzeitig online sein.

Diese Voraussetzung muss bei TokBox nicht mehr erfüllt sein: Ist einer der Gesprächspartner gerade nicht da, so kann er eine Video-Mail von bis zu fünf Minuten Länge schicken, die sich sein Gegenüber später herunterladen und ansehen kann.

Noch nutzerfreundlicher

Es geht also weniger um eine technische Revolution als vielmehr darum, bestehende Möglichkeiten der Internet-Kommunikation noch nutzerfreundlicher zu gestalten: "Wir wollen es sehr einfach machen", sagte der 21-jährige Unternehmenschef Serge Faguet der New York Times zu seinen Zielen.

Lesen Sie auf der folgenden Seite, was der Name Sequoia bedeutet.

Bei Sequoia ist man von dem Ansatz überzeugt und betont die Parallelen zu dem erfolgreichen Engagement bei YouTube: "Es macht einen Teil des Charmes von YouTube aus, dass wir alle Browser haben und alle im Internet sind. Du brauchst einfach nur noch auf einen Link zu klicken und sofort läuft ein Video", sagte Sequoia-Partner Roelof Botha der New York Times. TokBox biete die gleiche simple Lösung innerhalb des Browsers an.

Wie sehr sich die Betonung der Nutzerfreundlichkeit als Geschäftsstrategie auszahlt, bewies Sequoia bereits in der Vergangenheit. So unterstützte die 1972 gegründete Risikokapitalgesellschaft bereits in den achtziger Jahren den IT-Pionier Apple Computer, der mit seiner grafischen Nutzeroberfläche die Nutzung von PCs revolutionierte. Das Investment spielte den zehntausendfachen Einsatz ein.

Die Gelben Seiten fürs Internet

Ein weiterer Coup gelang Sequoia durch die Beteiligung bei Yahoo. Die Website der Gründer Jerry Yang und David Filo glänzte ebenfalls weniger durch eine völlig neue Technologie als vielmehr durch eine simpel klingende aber letztendlich geniale Geschäftsidee: Die Internetseite sollte so etwas wie die Gelben Seiten fürs Internet sein.

Sequoia stieg ein, als noch niemand ahnte, dass dem Internet genau dieses Produkt fehlte. Der Börsenwert Yahoos liegt heute bei mehr als dreißig Milliarden Euro.

Der Einsatz bei Yahoo hinderte Sequoia nicht, sich auch bei Google zu engagieren, obwohl die Suchmaschine bis heute in direkter Konkurrenz zu Yahoo steht. 1999 beteiligte sich der Venture Capitalist gemeinsam mit seinem Konkurrenten Kleiner Perkins Caufield & Byers am Unternehmen. Die insgesamt investierten 25 Millionen Dollar dürfte den beiden Wagniskapitalgebern zigfach vergoldet worden sein: Der Börsenwert Googles beträgt heute über 140 Milliarden Euro.

Geldvermehrung im Schnelldurchgang

Auch Sequoias jüngstes Husarenstück erwies sich als Geldvermehrung im Schnelldurchgang: Chad Hurley und Steve Chen, die beiden Gründer des Videoportals YouTube, erhielten im November 2005 und April 2006 von Sequoia insgesamt 11,5 Millionen Dollar für die Entwicklung des Unternehmens. Bereits ein halbes Jahr später machten sie Kasse, indem sie YouTube im Oktober 2006 an Google verkauften. Erlös: 1,65 Milliarden Dollar.

Erneut hatte Sequoia seinem Firmennamen alle Ehre gemacht. Er steht für Mammutbaum.

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