Schaeffler:Conti-Chefaufseher von Grünberg gibt auf

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Entscheidung im Machtkampf um Continental: Aufsichtsratschef von Grünberg tritt ab - dafür ziehen vier Vertreter des Großaktionärs Schaeffler in das Gremium ein.

Conti-Großaktionär Schaeffler hat sich durchgesetzt. Die Vertreter des fränkischen Automobilzulieferers haben Hubertus von Grünberg als Aufsichtsratschef von Continental abgesägt. Auf Druck von Schaeffler trat von Grünberg als Chefkontrolleur des Unternehmens zurück. Das berichteten Teilnehmer nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats am Samstag in Hannover. Von Grünberg bleibe aber Mitglied des Aufsichtsrats.

Es geht nicht mehr: Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg wird seinen Posten abgeben. (Foto: Foto: dpa)

Künftig werde der Schaeffler-Justiziar Rolf Koerfer dem Gremium vorstehen, teilte Conti am Samstag nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrats mit. Zudem ziehen drei weitere Schaeffler-Vertreter in das 20-köpfige Kontrollgremium ein: Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler, ihr Sohn Georg sowie Geschäftsführer Jürgen Geißinger. Der Conti-Aufsichtsrat beschloss zudem, Finanzchef Alan Hippe zum 28. Februar aus seinem Vertrag zu entlassen. Medienberichten zufolge geht er zu ThyssenKrupp.

Grünberg, der dem Aufsichtsrat weiter angehören wird, wurde beauftragt, die organisatorische und rechtliche Loslösung der Conti-Gummisparte zu begleiten. Ein Verkauf würde die Schulden des Conti/Schaeffler-Konglomerats drücken. Allerdings ließen sich angesichts der Marktlage derzeit wohl nur niedrige Preise dafür erzielen. Medienberichten zufolge hatte von Grünberg bereits selbst Interesse an der Sparte gezeigt und wollte sie im Zuge eines sogenannten Management-Buyouts übernehmen, was aber bislang auf wenig Gegenliebe stieß.

Konflikt entschärft

Welche Kapitalvertreter ihre Posten im Conti-Aufsichtsrat für die vier Schaeffler-Vertreter räumen werden, blieb zunächst unklar. Auf der Hauptversammlung am 23. April sollen alle Aufsichtsräte neu gewählt werden. Dem vierköpfigen Nominierungsausschuss für die Kapitalvertreter gehören künftig zwei Schaeffler-Vertreter an.

Der Konflikt der beiden Konzerne dürfte durch von Grünbergs Rückzug entschärft werden. Es wird erwartet, dass nun rasch Entscheidungen über eine Fusion der Kernsparten beider Konzerne fallen. Conti kündigte an, dass Firmenchef Karl-Thomas Neumann Konzepte für die geplante Kooperation zwischen den Autoteile-Sparten erarbeiten soll. Auch die Umverteilung der riesigen Schuldenlast könnte schnell Gestalt annehmen.

"Die Investorenvereinbarung ist nicht mehr infrage gestellt", sagte der für die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat beisitzende Dieter Weniger. Schaeffler hatte damit gedroht, alle Kapitalvertreter auszutauschen, was als Bruch des Vertrags angesehen wurde. Maria-Elisabeth Schaeffler, die selbst an der Aufsichtsratssitzung teilgenommen hatte, erklärte: "Es ist meine feste Überzeugung, dass Schaeffler und Continental gemeinsam die wirtschaftlichen Herausforderungen erfolgreich meistern und eine große Zukunft haben werden."

Schröder schaltet sich ein

Der Machtkampf, der seit Wochen tobt, spielt sich vor dem Hintergrund eines beispiellosen Einbruchs der Nachfrage im Automobilmarkt ab. Schröder ist Garant für die Einhaltung der im Sommer 2008 geschlossenen Investorenvereinbarung zwischen Continental und dem Familienunternehmen Schaeffler und hatte sich in den Konflikt eingeschaltet. Bislang ist die Autozuliefer-Gruppe aus Herzogenaurach, die 49,9 Prozent an dem Hannoveraner Autozulieferer hält, aber noch nicht im Aufsichtsrat vertreten.

Schaeffler hatte Conti-Aufsichtsratschef von Grünberg vorgeworfen, dieser sabotiere systematisch gemeinsame Lösungen und verfolge eigene Interessen, das Vertrauen sei zerstört. Falls von Grünberg nicht zurücktrete, behalte sich die Gruppe das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen. Zudem wolle Schaeffler die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung verlangen.

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