Schaeffler-Angebot an Conti:"Kein Kampf um jeden Preis"

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Die Schlacht um Continental tobt, doch der Widerstand gegen Schaeffler wird immer schwächer. Nun sprach sich auch Conti-Aufsichtsratschef von Grünberg gegen ein kategorisches Nein aus.

Zunächst gab es Unterstützung für Conti-Chef Manfred Wennemer: Mehrere Aktionäre des Automobilzulieferers lehnen das verbesserte Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe kategorisch ab. "Erst bei einem Preis von 80 bis 100 Euro denken wir über einen Verkauf nach", sagte der Manager eines großen deutschen institutionellen Investors, der mehr als eine Million Conti-Aktien hält.

Der Widerstand wird schwächer: Conti-Aufsichtsratschef von Grünberg will "keinen Kampf um jeden Preis". (Foto: Foto: AP)

Schaeffler hatte sein Angebot zuletzt auf 70,12 Euro pro Aktie erhöht - doch dem Großaktionär ist das viel zu wenig. "Wir erwarten, dass der Aufsichtsrat von Continental sich für die Aktionäre einsetzt und eine satte Prämie herausholt." Es gebe keine Eile zu verkaufen.

Auch ein anderer bedeutender Anteilseigner sieht den "wahren Wert" der Continental-Aktie bei 80 bis 100 Euro. "Bei einer Übernahme der Kontrollmehrheit müsste hierauf dann aber nochmal eine Prämie von 20 Prozent kommen", sagte der Manager einer Fondsgesellschaft, die Hunderttausende Aktien an Continental hält. Die Schaeffler-Gruppe hat sich über komplizierte Derivategeschäfte rund 36 Prozent an Continental gesichert.

Aufsichtsratschef will Angebot prüfen

Deutlich zurückhaltender geht das oberste Kontrollgremium von Conti mit der Schaeffler-Offerte um. Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg hat vor einem "Kampf um jeden Preis" gewarnt. Es sei "Vernunft angesagt", sagte er dem Manager Magazin. Die große Frage sei, für wie sicher man einen Erfolg der Schaeffler-Gruppe halte. "Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen."

Der Conti-Aufsichtsrat trifft sich an diesem Mittwoch in Hannover zu einer Krisensitzung. Mit Spannung wird erwartet, ob das Kontrollgremium die Position von Wennemer unterstützt, der das Angebot weiter ablehnt. Von Grünberg sagte, er und Wennemer müssten die Angemessenheit des Schaeffler-Angebots sorgfältig prüfen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Wennemer seien dabei nicht grundlegend. Conti müsse sich so schnell wie möglich wieder auf operative Aufgaben konzentrieren.

Für eine Zerschlagung der Continental AG stehe er nicht zur Verfügung, sagte von Grünberg. Schaeffler sichere aber zu, Conti nicht zerschlagen zu wollen. "Schaeffler will das sogar vertraglich garantieren."

Mehrheit der Stimmrechte

Das Familienunternehmen aus Franken hat sich über Geschäfte mit Banken bereits den Zugriff auf insgesamt 36 Prozent der Aktien gesichert. Schaeffler strebt eine strategische Beteiligung an Conti an, will aber nicht unbedingt eine Mehrheit der Conti-Aktien erwerben. Ein Kapitalanteil von 36 Prozent reichte auf den letzten Conti-Hauptversammlungen für die Stimmrechtsmehrheit aus.

Konzernchef Wennemer hatte die lautlose Methode von Schaeffler, den Einfluss bei Continental auszubauen, scharf kritisiert und sogar die Finanzaufsicht Bafin eingeschaltet. Die Kontrollbehörde war jedoch auch von selbst tätig geworden und will nun laut einem Pressebericht schnell über die geplante Übernahme entscheiden. Behördenkreisen zufolge wird die Bafin voraussichtlich auch grünes Licht für die umstrittenen Finanzmarktgeschäfte geben.

"Für eine Untersagung gibt es keine Rechtsgrundlage", hieß es laut der Financial Times Deutschland in Bafin-Kreisen. Selbst wenn die Finanzaufsicht Verstöße gegen börsliche Meldepflichten durch Schaeffler feststelle, werde dies voraussichtlich keinen Einfluss auf eine Übernahme haben, sagte eine Bafin-Sprecherin.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/AP/tob/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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