Schädlinge auf dem Rechner:Viren im Tarnanzug

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Ob der Rechner von Schädlingen befallen ist, können PC-Besitzer oft mit einem Virenprogramm oder einem Blick in den Task-Manager erkennen. Viren und Würmer verstecken sich aber immer besser.

Eigentlich sollte jeder Computer über ein Antiviren-Programm verfügen - doch so mancher PC-Besitzer hat das schlichtweg vergessen zu installieren. Oder er hat die Software nicht regelmäßig aktualisiert.

Schadprogramme, sogenannte Malware, tarnen sich meist bestens, so dass der Nutzer genau hinschauen muss - etwa im Task-Manager von Windows. (Foto: Foto: dpa)

Ganz sollte man sich auf die Viren-Schnüffler und Wurm-Zerstörer sowieso nicht verlassen. Im Vorteil ist derjenige, der die Zeichen früh erkennt, die für einen Schädlingsbefall auf dem Rechner sprechen. Doch das wird immer schwerer.

Ein Indiz für Schadprogramme, auch Malware genannt, sei eine deutlich verminderte Geschwindigkeit beim Hochfahren des Rechners oder beim Öffnen von Dateien, so Experten des IT-Branchenverbands BITKOM. Malware braucht wie jedes andere Programm Ressourcen und bremst den Computer daher unter Umständen aus. Doch nicht jeder langsame Rechner ist von Viren befallen.

Alte Windows-Systeme sind oft langsam

Hier können eine falsch installierte Software oder ein schlecht konfiguriertes Betriebssystem die Langsamkeit verursachen. Und vor allem Windows-Systeme, die schon länger im Betrieb sind, neigen dazu, langsamer zu werden. Schließlich sammeln sich im Laufe der Zeit verschiedene Programme auf dem Rechner an, die ihn mehr und mehr bremsen.

Mit einem Blick in den "Task-Manager" von Windows kann der PC-Besitzer sehen, ob ein unerwünschtes Programm beziehungsweise ein unerwünschter Prozess den Computer ausbremst. Unter Windows XP lässt er sich über die Tastenkombination "Strg", "Alt" und "Entf" aufrufen.

Doch während der Nutzer mit den vom Task-Manager aufgelisteten, gerade aktiven Anwendungen meist noch etwas anfangen kann, findet sich unter "Dienste" eine für den Laien unverständliche Liste von Einträgen. Dann helfen zum Teil Programme wie das online kostenlos erhältliche "System Explorer". Es listet ähnlich wie der Task-Manager oder das Windows-eigene "msconfig" aktive Programme, Dienste oder Netzwerkverbindungen auf.

Darüber hinaus bietet "System Explorer" gleich eine Einordnung dieser Einträge an. Außerdem kann der Anwender vom Programm einzelne Dateien auf die Website Virustotal hochladen lassen. Der Analysedienst überprüft sie dann kostenlos auf Viren, Würmer, Trojaner und sonstige Schädlinge.

Auf der nächsten Seite: Warum PC-Besitzer Malware nur schwer auf dem Rechner entdecken.

Rödelt plötzlich die Festplatte, obwohl man eigentlich nichts am Rechner macht, kann das ebenfalls ein Hinweis auf ein Virenproblem sein. Meist arbeitet zwar nur der automatische Windows-Updater oder ein ähnlich harmloses Programm - Es könnte sich aber auch um Malware handeln, die die Festplatte ausspäht oder selbständig weiteren Schadcode aus dem Netz lädt. Windows XP zeigt in der Systemsteuerung unter "Geplante Task" an, ob gerade ein Windows-Dienst seine Arbeit tut oder nicht.

Die Experten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) kennen viele klassische Anzeichen für einen Virenbefall: Das Betriebssystem kann auf bestimmte Laufwerke oder Datenträger nicht mehr zugreifen. Der Rechner startet nicht oder nur noch sehr langsam. Dateien lassen sich nicht mehr ändern oder abspeichern. Symbole haben ihr Aussehen verändert. Der Zugriff auf Dateien dauert sehr lange. Die Browser-Startseite wurde geändert. Wenn die Firewall Warnungen ausgibt, obwohl man nicht online ist, sollte der PC-User ebenso hellhörig werden.

Hinter Malware steht heute wirtschaftliches Interesse

Tritt eines dieser Probleme auf und lässt es sich nicht anders erklären als mit einem Malware-Befall, wird der Anwender besser aufmerksam. Das Problem ist nur: Solche Anzeichen gibt es laut dem BSI bei gut programmierter Malware nicht mehr.

"Malware will nicht mehr auffallen", erklärt Prof. Harald Baier, der im Center for Advanced Security Research (CASED) an der Hochschule Darmstadt den Lehrstuhl für Internetsicherheit innehat. Wurden früher viele Computerschädlinge programmiert, um PC-Besitzer durch das Löschen von Fotos oder mp3-Sammlungen auf der Festplatte zu ärgern, steht hinter Malware heute wirtschaftliches Interesse. Das nenne sich Underground Economy (Untergrund-Wirtschaft), sagt Baier.

Schadsoftware schließt zum Beispiel Millionen PCs zu "Botnetzen" zusammen, die dann gegen Geld als Spam-Schleudern vermietet werden. Um unentdeckt und funktionstüchtig zu bleiben, sorgt so manche Malware dafür, dass Virenscanner ihre Virensignaturen nicht aktualisieren können. CASED-Experte Baier rät, Sicherheitssoftware von einem sauberen Rechner auf einen Wechseldatenträger, etwa auf eine bootfähige CD zu kopieren und damit einen eventuell befallenen Computer zu überprüfen.

"Da wären viele Leute überrascht, was sie auf ihrem Rechner finden." Rund 8,8 Millionen Bundesbürger hatten laut BITKOM bereits einen Virus auf dem Computer, der dort auch Schaden angerichtet hat. Die Gefahr sollte nicht unterschätzt werden.

© Sven Appel, dpa/ cf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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