Satellitenfirma:Rettung für Oneweb

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Noch vor einigen Monaten musste das Internet-Satellitennetzwerk Oneweb ein Schutzschirmverfahren beantragen. Nun ist ein Investor gefunden. Ein Konsortium aus Großbritannien und Bharti steigt bei der Firma ein.

Von Dieter Sürig, München

Hoffnung für Airbus und Ariane: Vor etwa drei Monaten musste das Internet-Satellitennetzwerk Oneweb ein Schutzschirmverfahren beantragen, nun ist ein Investor gefunden. Ein Konsortium aus britischer Regierung und dem indischen Telekomunternehmen Bharti Global will Oneweb übernehmen, sie wollen dafür jeweils eine halbe Milliarde Dollar zahlen. Die Gläubiger müssen dem zustimmen, Oneweb erwartet, dass der Deal im vierten Quartal abgeschlossen wird. Die Agentur Bloomberg zitiert Insider, wonach beide Investoren jeweils 45 Prozent an der Londoner Firma mit Niederlassungen in den USA halten werden, zehn Prozent die Gläubiger.

Für den Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus ist dies zunächst eine gute Nachricht. Das Unternehmen hat vor einem Jahr mit Oneweb eigens eine Fabrik in Florida eröffnet, um Hunderte Satelliten für das Projekt zu bauen. Bislang hat Oneweb 74 Satelliten in die Erdumlaufbahn gestartet, zuletzt 34 Stück Ende März. Die europäische Arianespace gehört dem Insolvenzunterlagen zufolge mit 238 Millionen Euro zu den Hauptgläubigern, weil sie diverse Startaufträge erhalten hat. Unter anderem sollte der Premierenflug der Trägerrakete Ariane 6 Ende des Jahres weitere Oneweb-Satelliten ins All transportieren. Dieser Flug hat sich allerdings wegen der Corona-Krise sowieso ins erste Halbjahr 2021 verzögert.

Oneweb sei nun bestrebt, "unsere Satelliten so schnell wie möglich wieder zu starten", sagte Vorstandschef Adrian Steckel. Mit dem Deal seien die Voraussetzungen geschaffen, um die Konstellation fertig zu stellen. Nach bisherigen Plänen soll Oneweb rund um den Globus etwa 2000 Satelliten auf 1200 Kilometern Höhe umfassen, erst Ende Mai hatte Oneweb jedoch angekündigt, die Zahl auf bis zu 48 000 Satelliten aufstocken zu wollen, um damit steigende globale Anforderungen an ein lückenloses Breitband-Internet erfüllen zu können. Die Corona-Pandemie habe die Notwendigkeit bewiesen. Elon Musk erwägt für sein Konkurrenzsystem Starlink ebenfalls mehr als 40 000 Satelliten. Der nächste Start ist für Mittwoch vorgesehen, dann wären bereits knapp 600 im All.

In einer Erklärung der britischen Regierung hieß es, dass Großbritannien "mit einem souveränen globalen Satellitensystem" seine Position in der Raumfahrt deutlich stärken werde und seinen Produktionsstandort weiter entwickeln könne. In der Branche wird deshalb darüber spekuliert, dass der Bau der Satelliten nach Großbritannien verlagert werden könnte. Der britische Airbus-Chef Richard Franklin ging allerdings nicht darauf ein. Er sagte, dass die Übernahme "eine gute Nachricht für den Raumfahrtsektor in Großbritannien" sei. "Wir freuen uns darauf, Oneweb in der nächsten Phase ihres Geschäfts zu unterstützen". Es wird allerdings auch spekuliert, dass London mit Oneweb ein eigenes Navigationssystem aufbauen möchte. Nach dem Brexit dürfen die Briten nicht mehr umfassend auf das europäische Galileo-System zugreifen. Britische Raumfahrtexperten haben solche Pläne im Guardian jedoch als Unsinn abgetan - zumal Galileo- und GPS-Satelliten auf 20 000 bis 24 000 Kilometern Höhe unterwegs sind.

Zumindest Bharti-Chairman Sunil Bharti Mittal hat jedoch die Internet-Versorgung im Blick. Oneweb ermögliche Breitband-Internet auch in schwer erreichbaren ländlichen Gebieten. "Als einer der größten Telekommunikationsbetreiber in Indien und Afrika weiß ich, was für ein starker sozialer und wirtschaftlicher Wegbereiter dies sein kann." Bharti ist der drittgrößte Mobilfunkbetreiber der Welt mit mehr als 425 Millionen Kunden.

© SZ vom 06.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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