Sanierer Streiff kommt:"Etwas Angst" bei Peugeot

Lesezeit: 2 min

Bei Airbus war er nur 90 Tage. Bei Peugeot soll Christian Streiff nun langfristiger agieren - und mit einem harten Sanierungskurs den Autobauer wieder profitabel machen.

Michael Kläsgen

Der Markt hat die Nominierung von Christian Streiff zum neuen Chef von PSA-Peugeot-Citroën positiv aufgenommen. Die Aktie des zweitgrößten französischen Autoherstellers nach Renault legte am Mittwoch gegen den allgemeinen Trend zu.

Streiff, der vor einem Monat nach nur 99 Tagen als Airbus-Chef zurücktreten musste, wird Jean-Martin Folz allerdings erst im Februar 2007 ablösen.

Drei Monate lang soll der 52 Jahre alte Lothringer den Konzern von innen kennen lernen, bevor er das Steuer übernimmt und voraussichtlich weitere Sparmaßnahmen ankündigt - eine Lehre aus dem übereilten Antritt des passabel Deutsch sprechenden Franzosen beim Flugzeughersteller Airbus.

Folz verlässt den Autobauer nach offizieller Sprachregelung auf eigenen Wunsch, wenn er im Januar 60 Jahre wird. Er geht in der größten Krise des Konzerns der vergangenen zehn Jahre.

Genauso lange stand Folz an der Spitze von PSA. Nach Jahren des Erfolgs musste Folz zuletzt Gewinnwarnung nach Gewinnwarnung verkünden. Ende Oktober gab er bekannt, weitere 10.000 Stellen in Europa zu streichen, davon 8000 in Frankreich.

Streiff bekommt mehr Zeit

Auf Drängen der Familie Peugeot ersparte Folz damit seinem Nachfolger, sich bei der Belegschaft gleich mit einem groß angelegtem Streichprogramm unbeliebt zu machen. An der Rolle des "Kostenkillers" wird Streiff gleichwohl nicht vorbeikommen, und das ist ihm auch recht so.

Der wegen seines autokratischen Führungsstils schon beim Baustoffkonzern Saint-Gobain geschasste Chefposten-Anwärter gefällt sich in der Rolle des hart durchgreifenden Sanierers. Das Feld für den Macher ist nun von Folz und der Familie Peugeot, die 45 Prozent der Stimmrechte am Konzern hält, bestellt.

Stichwortartig gab die französische Wirtschaftspresse dem "großen, auslandserfahrenen Industrie-Manager" eine To-do-Liste mit auf den Weg: Die Betriebsmarge auf alte Höhen trimmen, Marktanteile in Europa zurückerobern, die Qualität der Autos aufpolieren, die rasche Alterung neuer Modelle aufhalten und Peugeots Rückkehr auf den US-Markt vorbereiten.

Um dies zu bewerkstelligen, braucht der Kleinwagenhersteller nicht weniger als eine neue Strategie, wie Folz vor kurzem resümierte. Kooperationen à la Folz reichen indes nicht aus, um den Konzern auf Vordermann zu bringen.

Streiff wird in die Offensive gehen und womöglich - wie Renault mit Nissan - eine Allianz schließen müssen. Zunächst aber dürfte er sich der Marke Peugeot annehmen.

Mit deren Rentabilität geht es seit 2002 selbst auf dem heimischen Markt und trotz Massenentlassungen steil bergab. Die Investmentbank Goldman Sachs rechnet nicht vor 2008 mit einer Trendwende. Die Marke Citroën half, die Verluste für den Konzern etwas zu verringern.

Schlechte Daten bei PSA

Trotzdem fiel der Absatz von PSA auf den Stand von vor sechs Jahren zurück. In Europa schrumpfte der Marktanteil innerhalb von vier Jahren um fast zwei Prozentpunkte auf 13,8 Prozent. Da die Autoindustrie Frankreichs größter Industriezweig ist, zog Peugeot damit die gesamte Wirtschaft nach unten.

Die im Oktober auf dem Pariser Autosalon vorgestellten Spielereien wie der Peugeot Epure mit Brennstoffzellenantrieb oder der fünf Meter lange Citroën C-Metisse mit Elektromotor dürften PSA nicht aus der Krise helfen.

Streiff wird um eine neue Modellpolitik nicht umhinkommen, wenn er lange an der Spitze des Automobilkonzerns bleiben will.

Verwaltungsratschef Thierry Peugeot forderte zwar, Streiff sei für mindestens acht Jahre zu berufen. Aber selbst der neue PSA-Chef gibt zu: "Es stimmt. Mein jüngster Werdegang kann etwas Angst machen".

© SZ vom 09.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: