Wenn nicht alles täuscht, werden Präsident George Bush und sein russischer Gegenpart Wladimir Putin an diesem Freitag in St. Petersburg ein Abkommen unterzeichnen, das der früheren Weltmacht den Weg in die Welthandelsorganisation WTO ebnen soll.
Eine Teileinigung nach den jahrelangen Gesprächen gibt es bereits. Russland wird zwar nicht ausländische Bankfilialen zulassen, wie es die Vereinigten Staaten gefordert hatten, wohl aber den Direktvertrieb durch ausländische Versicherungsgesellschaften.
Starkes US-Interesse
An der Tatsache, dass ausgerechnet über die Liberalisierung des Geschäfts mit Finanzdienstleistungen gesprochen wird, zeigt sich das starke amerikanische Interesse an dem Thema. Für Russland ist der WTO-Beitritt eine Sache der wirtschaftlichen Vernunft und des Prestiges.
Aber auch der Rest der Welt hat ein massives Interesse daran, dass der riesige Staat in das System des freien, regelgebundenen Welthandels eingebunden wird.
Das sorgt für Verlässlichkeit nach innen und nach außen. Um was es geht, hat der Beitritt der Volksrepublik China zur WTO vor knapp fünf Jahren gezeigt.
Zumindest gibt es Leitlinien
Der Schritt hat den Chinesen Märkte geöffnet; umgekehrt haben sie im Inneren zwar längst nicht alle wettbewerbsfeindliche Praktiken abgestellt, zum Beispiel die Produktion von Raubkopien im industriellen Maßstab. Aber es gibt zumindest Leitlinien, auf die sich Geschädigte berufen können.
Auch Russland wird durch den WTO-Beitritt nicht automatisch zur normalen Handelsnation, aber das Land bewegt sich einen Schritt in diese Richtung. Das hat Bedeutung weit über das rein Kommerzielle hinaus. Wer sich auf die Regeln der WTO festlegt, der wird auch auf politischer Ebene verlässlicher.