Rückversicherer:Streit bei Scor

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Katastrophen beeinträchtigen das Geschäft der Rückversicherer, doch die Aktionäre sind meist mit dem Management zufrieden. Nicht so bei Scor. (Foto: JOSH EDELSON/AFP)

Die Aktionäre des französischen Unternehmens werden für eine turbulente Hauptversammlung sorgen.

Von Herbert Fromme, Köln

Hauptversammlungen von Rückversicherern sind vergleichsweise langweilige Angelegenheiten. Die Branche weiß, dass Anlegern und Analysten ihr Geschäftsmodell ziemlich egal ist. Aktien von Rückversicherern werden gekauft wegen ihrer hohen Reserven. Sie ermöglichen den Gesellschaften wie Munich Re oder Swiss Re, allzu große Schwankungen bei den Gewinnen auszugleichen und selbst in Jahren mit hohen Schäden aus Hurrikans oder Waldbränden die Dividenden zu erhöhen. Der Mechanismus ist genau eingespielt: Die Anleger verlangen steigende Ausschüttungen und Aktienrückkäufe in Milliardenhöhe, um den Kurs zu stützen. Die Gesellschaften zahlen brav, die Aktionäre loben sie dafür und lassen sie ansonsten in Ruhe.

Nur selten wird die gute Stimmung gestört - bei der Munich Re zuletzt 2011 und 2012, als renitente Aktionäre aus dem Sex-Skandal im Vertrieb der Tochter Ergo Kapital schlagen wollten.

Ungemütlich wird es in diesem Jahr für Denis Kessler bei der Hauptversammlung der französischen Scor am 26. April. Scor ist unter seinem energischen Chef in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen und gehört inzwischen zu den fünf größten Rückversicherern der Welt.

2018 wehrte sich Kessler mit aller Kraft gegen ein Übernahmeangebot des französischen Versicherers Covéa. Für die Übernahme hatte sich der Investmentfonds CIAM ausgesprochen, der knapp unter einem Prozent der Scor-Aktien hält. Dessen ebenfalls nicht zimperliche Präsidentin Catherine Berjal wirft Kessler vor, das Übernahmeangebot aus persönlichen Gründen zurückgewiesen zu haben.

Jetzt legt Berjal nach: Sie will ihn bei der Hauptversammlung als Präsident des Verwaltungsrates abwählen. Er soll Konzernchef (Ceo) bleiben, aber von einem unabhängigen Verwaltungsratschef besser kontrolliert werden. Ein Dorn im Auge ist Berjal auch die Bezahlung. Kessler habe im Durchschnitt der vergangenen Jahre 8,96 Millionen Euro erhalten, viel mehr als die Chefs des größten Rückversicherers Munich Re (4,07 Millionen Euro) und der Nummer zwei Swiss Re (5,96 Millionen Euro).

Kessler nimmt die Attacke sehr ernst - erst recht, nachdem zwei Stimmrechtsberater seinen Gegnern Rückendeckung gegeben haben. Die Beratungsgesellschaften Glass Lewis und ISS helfen großen Anlegern bei der Vorbereitung ihrer Stimmabgabe bei den zahlreichen Gesellschaften, an denen sie beteiligt sind.

Beide empfehlen ihren Mandanten, am 26. April gegen das Vergütungspaket für Kessler zu stimmen und ihn nicht wieder in den Verwaltungsrat zu wählen. Eine turbulente Hauptversammlung ist sicher. In einem Punkt hat CIAM bereits gewonnen: Scor hat die Dividende von 1,65 Euro auf 1,75 Euro erhöht.

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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