Rückversicherer:Mehr Gesundheit für die Münchener Rück

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Die Münchener Rück setzt auf den Gesundheitsmarkt: Deshalb soll das Geschäft mit Krankenversicherungen eine eigene Konzerneinheit werden.

T. Fromm

Die Münchener Rück will in Zukunft noch stärker als bisher auf ihr Gesundheitsgeschäft setzen und plant dafür eine neue Konzernstruktur. So soll das Geschäftsfeld "International Health" (Internationale Gesundheit) ab Anfang 2009 als schlagkräftige eigenständige Konzerneinheit neben dem Rückversicherungsgeschäft und der Erstversicherungstochter Ergo etabliert werden. Ein entsprechender Beschluss soll bis Ende September gefasst werden.

Die Konzernzentrale der Münchener Rück mit dem Kunstwerk "Walking Man". (Foto: Foto: dpa)

"Der Markt wird wachsen"

"Das Geschäftsfeld Gesundheit wird künftig eine noch größere Rolle spielen ", sagte Peter Choueiri, bei der Münchner Rück zuständig für das Geschäftsfeld "Healthcare", der SZ. "Wir sind der einzige Rückversicherer, der seit 20 Jahren im Gesundheitsgeschäft tätig ist und glauben, dass der Markt künftig weiter wachsen wird."

Zurzeit ist das internationale Krankenversicherungsgeschäft bei der Münchener Rück unter anderem auf den Privatkrankenversicherer DKV und die Rückversicherungsaktivitäten des Konzerns verteilt. Entsprechende Pläne zur Neuausrichtung der Konzernstruktur werden nach SZ-Informationen zurzeit unter dem internenen Projektnamen "Voyager" erarbeitet.

Die ganze Klaviatur

Der zu den weltweit größten Rückversicherern gehörende Konzern zieht damit auch die Konsequenzen aus dem zunehmenden Preisdruck im Kerngeschäft mit Rückversicherungen und sowie der anhaltenden Schwäche an den internationalen Finanzmärkten. Im zweiten Quartal 2008 bekam die Münchener Rück die Turbulenzen an den Aktienmärkten voll zu spüren: Der Gewinn sackte vor allem wegen eines Einbruchs bei den Kapitalanlagen um 47,5 Prozent auf 599 Millionen Euro ab.

Schon 2006 wurde der Bereich Gesundheit zu einem eigenen Geschäftsfeld ernannt; nun soll er auch rein rechtlich zu einem drittem Konzernstandbein ausgebaut werden. Die Münchener Rück sieht hier enorme Wachstumschancen: Noch vor einem Jahr lagen die Prämieneinnahmen im Gesundheitsgeschäft bei 1,7 Milliarden Euro - bis zum Jahre 2015 sollen es neun Milliarden Euro sein. Die geplante Neuordnung soll es dem Rückversicherer auch ermöglichen, das Gesundheitsgeschäft eigenständig in der Bilanz auszuweisen - und damit auch am Kapitalmarkt als erfolgreiche Strategie zu präsentieren.

Der Gesundheitsmarkt verspricht Umsätze

Dass die Münchner ausgerechnet den Gesundheitsmarkt zum Zukunftsfeld auserkoren haben, ist kein Zufall. Auch Technologieunternehmen wie der Münchner Siemens-Konzern haben die Gesundheit längst zu ihrem Kerngeschäft erklärt und stärken es mit Milliardenübernahmen. "Der internationale Gesundheitsmarkt hatte 2005 ein Volumen von 3,1 Billionen Euro. Wir gehen davon aus, dass hier in sieben Jahren 5,4 Billionen Euro umgesetzt werden", sagt Manager Choueiri.

Die Münchener Rück sieht sich im Gesundheitsgeschäft als Rundum-Anbieter und verfolgt verschiedene Geschäftsmodelle. "Wir können die ganze Klaviatur spielen", sagt Choueiri. "Von der klassischen Rückversicherung für Erstversicherer über das Risikomanagement bis hin zur konkreten Gesundheitsversorgung." In Deutschland ist die Münchener Rück vor allem als Rückversicherer der privaten Versicherer am Markt. Im Zuge der Gesundheitsreform bietet das Unternehmen nun auch Rückversicherungen für die gesetzlichen Kassen an.

Weitere Beispiele: Im Frühjahr kauften die Münchner für rund 350 Millionen Dollar den US-Anbieter Sterling Life, einen auf Senioren spezialisierten Krankenversicherer. Parallel setzt der Konzern auf die Gründung neuer Erstversicherer.

Weitere Übernahmen nicht ausgeschlossen

So im Jahre 2006, als in Abu Dhabi der erste teilprivate Krankenversicherer an den Start ging - aufgebaut und betrieben von der Münchener Rück. In Spanien tritt das Unternehmen ab diesem Herbst bei einem Pilotprojekt als Krankenhausbetreiber auf, in Indien ist man mit einem Joint-Venture am Markt. "Die internationale Positionierung ist uns wichtig", sagt der Manager. "Aufgrund der demographischen Entwicklung haben wir es mit vergleichbaren Herausforderungen zu tun , die die Märkte antreiben - Gesundheitsmanagement wird daher in allen Ländern zu einem zentralen Thema."

Zurzeit ist die Münchener Rück im Gesundheitsgeschäft mit 3500 Mitarbeitern in 40 Ländern am Markt. Doch es könnten in den nächsten Jahren erheblich mehr werden, denn Choueiri schließt weitere Übernahmen im Gesundheitssektor nicht aus: "Wir beobachten den Markt und schauen uns an, was in unsere Strategie passt. Allerdings muss hier der Preis stimmen."

© SZ vom 07.08.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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