Rosenthal:Lösung in Sicht

Lesezeit: 2 min

Rettung aus Italien: Der Geschirrspezialist Sambonet möchte den insolventen Porzellanhersteller Rosenthal gemeinsam mit Banken retten. Auch der Freistaat Bayern schießt Geld zu.

U. Ritzer u. M. Szymanski

Als die Nachricht unter den 900 Beschäftigten der insolventen Rosenthal AG die Runde machte, dass Horst Seehofer dem Werk in Speichersdorf bei Bayreuth einen Besuch abstatten würde, keimte allgemeine Hoffnung auf. Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef werde sicher nicht mit leeren Händen kommen, vermuteten viele. Sie wurden enttäuscht. Als Seehofer am Freitagnachmittag im Zuge einer Oberfranken-Rundreise bei dem angeschlagenen Porzellanhersteller Station machte, ging es ihm ähnlich wie bei seinem Besuch tags zuvor beim insolventen Versandhaus Quelle in Nürnberg. Er konnte Zuversicht und Optimismus verbreiten, nicht aber die Rettung des Traditionsunternehmens verkünden.

Kann wohl auf Rettung aus Italien hoffen: Rosenthal. (Foto: Foto: dpa)

Womöglich steht diese jedoch tatsächlich bevor. Wie die Süddeutsche Zeitung aus dem Rosenthal-Umfeld erfuhr, stehen nach monatelangen Verhandlungen weitgehend die Eckpunkte der Finanzierung für die Übernahme von Rosenthal durch die Firma Sambonet. Während sich Seehofer nach Oberfranken aufmachte, trafen sich dem Vernehmen nach Vertreter des italienischen Besteck- und Geschirrherstellers mit den kreditgebenden Banken. Dabei soll es nur noch fast ausschließlich um die Zinssätze gegangen sein, die nach wie vor einen Knackpunkt darstellen. Prinzipiell aber stünde das Konstrukt.

Dieses soll nach SZ-Informationen im Wesentlichen so aussehen: Sambonet zahlt für Rosenthal etwa 35 Millionen Euro. Jeweils fünf Millionen Euro sollen über Darlehen der BayernLB und der Commerzbank finanziert werden. Angeblich vom Tisch ist der Plan, auch die US-Bank GE Capital mit einzubeziehen. Der Freistaat Bayern schießt fünf Millionen Euro aus einem Regionalfördertopf hinzu. Unterschiedliche Angaben gibt es, was den Eigenanteil von Sambonet angeht. Ursprünglich war von neun Millionen Euro die Rede. Andere Quellen sprechen neuerdings von 14 Millionen Euro. Weitere etwa fünf Millionen Euro sollen über Lagerabverkäufe erzielt werden. Das ergibt - je nach der Höhe des tatsächlichen Sambonet-Beitrages - rechnerisch die Summe des Kaufpreis.

Entscheidung schon in wenigen Tagen

Ein Sprecher von Rosenthal-Insolvenzverwalter Volker Böhm mochte die Zahlen auf Anfrage der SZ nicht kommentieren. Er sagte jedoch, die Verträge mit Sambonet seien bereits unterschriftsreif. Wann sie unterzeichnet würden, hänge davon ab, "ob und wann sich Sambonet mit den Banken einig wird". Auch der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) äußerte sich vorsichtig optimistisch. Sein Ministerium führe "laufend Gespräche mit allen Beteiligten", sagte er.

Eine endgültige Entscheidung muss spätestens Ende Juli fallen. "Wenn der Kaufpreis bis dahin nicht bezahlt ist, muss die Bank of America (BoA) abgefunden werden", sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters.

Die BoA ist die Hauptgläubigerbank von Rosenthal. Wie viel vom ausgehandelten Kaufpreis in Höhe von 35 Millionen an sie überwiesen werden muss, ist unklar. Nach wie vor gibt es neben Sambonet auch andere Kaufinteressenten. Dazu gehört auch eine regionale Initiative, die Rosenthal im strukturschwachen Oberfranken halten will.

© SZ vom 27./28.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Hertie, Schiesser & Co.
:Abschied von alten Bekannten

Quelle, Escada, Rosenthal: Pleiten von Traditionsunternehmen sorgen in Deutschland immer wieder für Aufsehen - weil oft Hunderte, manchmal Tausende Jobs einfach wegfallen. Spektakuläre Pleiten in Bildern.

Jetzt entdecken

Gutscheine: