Roboter aus China:Kulturschock

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Ein Roboter, der Fenster putzten kann, wer wünscht sich das nicht. Doch funktioniert das wirklich? (Foto: Jae C. Hong/AP)

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ein chinesischer Hersteller präsentiert einen Staubsauger, der sogar Einbrecher jagen kann.

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Die Terrassentür ist aufgehebelt, keiner der Nachbarn hat etwas bemerkt. Was der Einbrecher aber nicht weiß: Am Fenster ist ein Sensor. Und der meldet das Ereignis an den Staubsauger. Den Staubsauger? Genau. Denn der ist ein Roboter und trägt auf seinem Rücken eine Kamera. Leise surrend fährt das Gerät zu der geöffneten Tür, schaltet die Kamera ein und alarmiert den Bewohner. Der kann nun seinerseits auf seinem Smartphone per Videoübertragung nachsehen, ob nur die Putzfrau den Hintereingang genommen hat oder ob die Sache doch ein Fall für die Polizei ist.

Noch sind Staubsauger und Kamera nur Prototypen. Versuchsballons, mit denen der chinesische Hersteller Ecovacs testen will, ob eine Lösung wie diese in Europa auf Interesse stößt oder aber eher befremdet. Denn klar ist: "In Asien brummt der Markt, aber in Europa braucht es noch Zeit, um die Menschen zu überzeugen", sagt David Qian, zuständig für das internationale Geschäft von Ecovacs Robotics. Einigen Innovationen werden vielleicht auch nie hier Fuß fassen, etwa das Modul für Luftreinigung, das es ebenfalls als Zubehör für den schlauen Staubsauger-Prototypen geben soll. In Asien ist dieses Problem vielerorts eben drängender als in Europa.

Chinesische Entwickler müssen erst lernen, was Verbraucher in Europa wollen

Vorerst aber geht es Ecovacs eher darum, mit seiner breiten Palette gegen etablierte Hersteller wie iRobot, Samsung oder auch Miele anzutreten, die alle auch Roboterstaubsauger im Programm haben. Zwar ist Ecovacs schon seit vier Jahren in Europa vertreten, doch nun will die Firma aus Südchina es richtig angehen, investiert in eine europäische Firmenzentrale, "das ist wie ein Neustart", sagt David Qian. Das Wichtigste dabei: Die europäischen Mitarbeiter sollen dabei helfen, die hiesige Kultur zu verstehen, die sich doch in vielem von der asiatischen unterscheidet. Ob etwa der Begrüßungsroboter "Benebot" auch in Europa ein Schlager wird, muss sich erst zeigen. Das Gerät begrüßt die Kunden in Geschäften, wird aber von einem Menschen kontrolliert, der mehrere der Roboter steuert. Das Ziel: Personaleinsparung.

Und natürlich muss Ecovacs, eine Marke, die noch nicht sehr bekannt ist, auch Zugeständnisse beim Preis machen. Den günstigsten Robotersauger bekommt man hier schon für knapp 200 Euro.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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