Ringfencing-Regeln:Noch bleibt viel Zeit

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Die Bank of England besteht auf die sogenannten Ringfencing-Regeln, die neue Vorschriften für das Abtrennen des britischen Filialgeschäfts beinhalten. (Foto: Facundo Arrizabalaga/dpa)

2019 müssen britische Banken ihr Filialgeschäft abtrennen, um Ansteckungseffekte zu verhindern. Die Einlagen und das Kleinkreditgeschäft der Bürger und Firmen sollen dann vor dem riskanten Investmentbanking gesichert sein.

Von Björn Finke

Da kommt für Großbritanniens Banken einiges zusammen: 2019 wird das Königreich aus der EU austreten. Das könnte die Geldhäuser zwingen, Abteilungen in Euro-Staaten zu verlagern. Außerdem müssen die Konzerne bis 2019 den strengeren Eigenkapitalvorschriften genügen, auf die sich Finanzaufseher weltweit geeinigt haben. "Basel III" heißen diese Vorgaben, die einen größeren Kapitalpuffer verlangen. Und drittens müssen die britischen Institute bis 2019 die sogenannten Ringfencing-Regeln der Bank of England, der Zentralbank, umgesetzt haben.

Ringfencing bedeutet Einzäunen. Für die Banken heißt das, dass sie ihr britisches Filialgeschäft, also Konten und Kredite für Bürger und kleine Firmen, abtrennen müssen vom riskanten Investmentbanking. Für das langweilige, aber für die Volkswirtschaft enorm wichtige Filialgeschäft gründen die Unternehmen Tochtergesellschaften - mit eigenen Personalabteilungen, eigenen Risikokontrollen, eigenen Kapitalreserven. Das Ziel: Stürzt das riskante Investmentbanking den Konzern in Probleme, soll das Tochterinstitut ohne Schwierigkeiten als unabhängige Filialbank weiterarbeiten können. Der Rest, das Investmentbanking, kann dann ruhig pleitegehen und abgewickelt werden, ohne dass dies größere Folgen für die Wirtschaft hätte.

Diese Regeln beruhen auf Vorschlägen des Oxford-Ökonomen und früheren Notenbankers Sir John Vickers aus dem Jahr 2011. Er leitete eine Kommission, die Lehren aus der jüngsten Finanzkrise ziehen sollte. In dieser Krise musste die britische Regierung zig Milliarden in Banken stecken und Institute verstaatlichen, weil deren Bankrott die Volkswirtschaft erschüttert hätte. Das soll in Zukunft nicht mehr nötig sein.

Die Pflicht zum Ringfencing gilt für alle Banken mit Kundeneinlagen von mehr als 25 Milliarden Pfund. Das sind HSBC, Barclays, Royal Bank of Scotland, Lloyds, Co-operative Bank und die britische Tochter von Santander aus Spanien. Die Konzerne klagen, die Gründung komplett eigenständiger Tochterbanken sei sehr teuer. Zudem verlangen die Vorschriften, die Filialbanktöchter mit viel Kapital auszustatten, damit sie Kreditausfälle in Krisen gut verkraften können. Die Gesamtkosten für die Branche betragen vier Milliarden Pfund im Jahr.

US-Präsident Donald Trump möchte die Bankenregulierung nun aufweichen. Vertreter britischer Banken monieren, die harten Ringfencing-Vorgaben würden dann zum Nachteil im weltweiten Wettbewerb. Zumal es schwer ist, sich zugleich auf den Brexit vorzubereiten. Doch die Bank of England will an den scharfen Regeln festhalten. Finanzkrise und Bankenrettung waren einfach zu teuer für das Königreich.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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