Ringen um Opel:Blitz und Donner

Lesezeit: 2 min

Gewitter im Kanzleramt: Regierungschefin Angela Merkel hat den Opel-Managern klargemacht, dass der Bund kein Geld zu verschenken hat - und vor allem Opel selbst gefragt ist.

Claus Hulverscheidt

Von Angela Merkel weiß man, dass sie in Streitfragen meist erst dann eine Präferenz erkennen lässt, wenn klar ist, in welche Richtung der Zug fährt. Umso ernster sollten es Gesprächspartner nehmen, wenn die Kanzlerin doch einmal frühzeitig Position bezieht - und dafür sorgt, dass dies auch öffentlich bekannt wird.

Opel: Das Pferd permanent von hinten aufgezäumt (Foto: Foto: AP)

Zentrale Punkte ungeklärt

Es war am Donnerstagvormittag, als Merkel zum Telefonhörer griff und sich mit dem Chef der Europazentrale von General Motors (GM), Carl-Peter Forster, verbinden ließ.

Seither wissen Forster und seine Managerkollegen bei der deutschen Konzerntochter Opel, dass die Lage ernst ist: Legen sie der Bundesregierung nicht endlich ein taugliches Konzept zur Sanierung ihres Unternehmens vor, brauchen sie nicht länger auf Hilfe vom Staat zu hoffen.

Und damit die Botschaft auch in der GM-Zentrale im fernen Detroit ankam, wurde sie Konzern-Vize Frederick Henderson bei dessen Besuch in Berlin am Freitag noch einmal persönlich übermittelt.

Tatsächlich ist die Bundesregierung nicht nur verwundert, sondern stocksauer auf die Auto-Manager, denn obwohl das Rettungskonzept mittlerweile zum wiederholten Mal überarbeitet wurde, sind die zentralen Punkte immer noch ungeklärt: Ist Opel allein überlebensfähig? Welche Werke müssen dazu geschlossen, wie viele Stellen abgebaut werden?

Wie wird sichergestellt, dass deutsche Staatshilfen nicht auf einem amerikanischen Konto landen, und welchen Sanierungsbeitrag leistet eigentlich GM? Vor allem aber: Lässt sich Opel überhaupt aus dem verschachtelten Konzerngeflecht herauslösen, oder diskutiert die Politik in Wahrheit seit Wochen über Luftschlösser?

Pferd permanent von hinten aufgezäumt

Was Merkel und ihre Minister zusätzlich in Rage bringt, ist, dass Opel - aus Sicht der Politik - das Pferd permanent von hinten aufzäumt. Statt ein langfristig tragfähiges Geschäftsmodell zu liefern, lotet die Firmenleitung dem Vernehmen nach aus, wie hoch mögliche Staatshilfen ausfallen könnten. Die nämlich hätte man dann schon einmal auf der Habenseite.

Was die Regierung von dieser Vorgehensweise hält, hat Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg etwas verquast, aber doch deutlich genug zu verstehen gegeben: "Hier hat die Umkehrung zu herrschen: Zuerst müssen wir wissen, mit welchem Konzept sich der Mutterkonzern aufstellt, um unsere Entscheidung treffen zu können. Ich kann nicht Steuergelder in die Hand nehmen und mit dem Füllhorn ausschütten, bevor die offenen Fragen geklärt sind."

Den Automanagern mangelt es jedoch offensichtlich am nötigen Fingerspitzengefühl. Für Merkel ist die Frage, ob Opel Staatshilfen erhält, am Ende nämlich keineswegs nur eine betriebswirtschaftliche, sondern vor allem eine politische: Es werde ohnehin schwer genug, dem Wirtschaftsflügel der CDU eine etwaige Rettungsaktion zu erklären, heißt es in Regierungskreisen. Dazu bedürfe es nicht noch "schlampiger Manager".

© SZ vom 07.03.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: