Rennstrecken:Versichert - für 200 Euro am Tag

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Endlich mal so richtig schnell sein: ein Porsche auf freier Bahn. (Foto: David Goldman/AP)

Porsche hat ein Herz für Raser und bietet Kunden, die Rennstrecken testen, eine Police an.

Von Herbert Fromme, Köln

Ein Porsche 911 Turbo kann auf bis zu 330 Stundenkilometer beschleunigen. Wer für den Wagen mindestens 205 000 Euro gezahlt hat und den Geschwindigkeitsrausch einmal live erleben will, hat auf Autobahnen ein Problem. Entweder behindern Geschwindigkeitsbeschränkungen oder andere Autofahrer seinen Vorwärtsdrang. Auf Rennstrecken wie dem Nürburgring kann er zwar gegen eine kleine Gebühr von 25 Euro bis 29 Euro fahren. Aber dann begegnet ihm eine andere Schwierigkeit: Die Versicherung schließt den Betrieb auf Rennstrecken meistens aus, mögliche Schäden müsste der Hobby-Rennfahrer selbst zahlen.

Doch Porsche hat ein Herz für diese Fahrer und bietet jetzt auf seinen Webseiten eine spezielle Tagespolice für Möchtegern-Vettels an. Sie kostet ab 199 Euro - nicht pro Jahr oder pro Monat, sondern pro Tag. Die Police kann der Porschefahrer nur online abschließen, sie ist dann sofort wirksam. Den Abschluss organisiert im Hintergrund der digitale Versicherungsmakler Situative in Düsseldorf, der Versicherer ist die deutsche Niederlassung der Zurich Insurance in Dublin.

Porsche hat das neue Angebot mit Situative und Studenten der Management-Hochschule HHL Leipzig zusammengestellt, die in einem Wettbewerb Ideen für Innovationen im Finanzbereich des Autoherstellers entwickeln sollten. Auch ein etwas billigeres Angebot ist dabei herausgekommen: Wer als Porsche-Besitzer einen Freund oder Verwandten ans Steuer lassen will, der nicht als berechtigter Fahrer beim normalen Versicherungsvertrag eingetragen ist, zahlt dafür 7,99 Euro pro Tag. Hier übernimmt die SV Sparkassenversicherung in Stuttgart das Risiko.

Anlassbezogene Versicherungen gibt es schon lange. Vor Jahrzehnten standen an Flughäfen Automaten, über die man für fünf oder zehn DM noch rasch eine Lebensversicherung für den Flug abschließen konnte. Doch erst mithilfe schneller Online-Abschlüsse konnten zahlreiche Sofortdeckungen angeboten werden: Zum Stadion- oder Wiesenbesuch, für den Ski-Kurzurlaub, die Auslandsreise oder den Drohnenflug. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Policen im Vergleich zu Jahresdeckungen viel zu teuer und ihre Leistungen zu gering sind. Das stimmt natürlich, aber darum geht es den Kunden gar nicht - sie wollen jetzt und sofort abschließen, und eine Jahrespolice für den Nürburgring kauft sowieso niemand.

Richtige Bringer sind die anlassbezogenen Versicherungen bislang aber trotzdem nicht, die Absatzzahlen dümpeln vor sich hin. Das kann sich mit den Spezialangeboten rund um das Auto ändern. Mehrere Versicherer bieten jetzt ebenfalls Drittfahrer-Policen an - auch für weniger stark motorisierte Wagen. Viele junge Leute haben kein eigenes Auto mehr, nutzen Carsharing-Dienste und leihen sich gelegentlich Fahrzeuge von Verwandten oder Freunden. Selten sind sie als Fahrer eingetragen, der Besitzer könnte bei einem Unfall auf Mehrkosten sitzen bleiben.

Wer allerdings seinen Porsche mit Online-Zusatzversicherung durch die Nordschleife jagt, sollte sich vorher die Bedingungen gut durchlesen. Denn die Zurich hat die Entschädigung auf 50 000 Euro beschränkt, und 5000 Euro muss der Kunde immer selbst zahlen. Da wird der Crash mit dem neuen 911 Turbo trotz Versicherung teuer.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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