Reisevermittler:Jeder will zum Kunden

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Die Konkurrenz ist hart. Die großen Hotelkonzerne wollen, dass die Kunden direkt bei ihnen buchen - und auch Google mischt kräftig mit.

Von Caspar Busse, München

Es ist ein Milliardenmarkt, der weiter wächst. Der Tourismus boomt, und immer mehr Menschen haben zuletzt Reisen im Internet gebucht, seien es Flüge, Hotels, Ferienwohnung, Mietwagen oder ganze Urlaubtrips. Der weltweite Umsatz mit Online-Reisebuchungen liegt nach Schätzungen bei mehr als 700 Milliarden Dollar - und er soll weiter zulegen. Besonders bei der Buchung von Hotelzimmern spielen Online-Anbieter neben Flugreisen eine immer größere Rolle. 2017 lag der Anteil der Onlinebuchungen Schätzungen zufolge bereits bei etwa 30 Prozent. Laut Studien orientieren sich die Nutzer dabei sehr am Ranking, das ihnen bei den Onlineportalen angezeigt wird. Die Reihung ist aber oft zweifelhaft: Oben steht mitunter nicht die beste oder günstigste Unterkunft, sondern der Anbieter, der die höchsten Provisionen zahlt. Das wird immer wieder kritisiert - und drückt auch auf das Geschäft.

Beherrscht wird der Markt für Onlinehotelbuchung derzeit von zwei großen Anbietern: Expedia aus den USA und Booking mit Hauptsitz in Amsterdam, das zum US-Konzern Priceline gehört. Expedia wiederum besitzt nicht nur 60 Prozent der Anteile an dem Vergleichsportal Trivago, sondern zur Gruppe gehören auch Hotels.com oder die Unterkunftsvermittlung Home-Away. Anfang November hat Expedia wenig überzeugende Quartalszahlen vorgelegt. Der Umsatz stieg zwar, der operative Gewinn sank aber deutlich. Die Investoren waren enttäuscht, die Aktie verlor etwa ein Viertels ihres Werts. Auch Booking, deren Chefin Gillian Tans zuletzt an die Spitze des Verwaltungsrats wechselte, hat zu kämpfen. Von diesen beiden ist Trivago besonders abhängig, denn an sie werden die meisten Kunden weiter vermittelt, von dort kommen damit auch hohe Einnahmen.

Die Konkurrenz auf dem Markt ist hart. Gerade die großen Hotelkonzerne kämpfen um die Kunden, sie wollen erreichen, dass diese direkt bei ihnen buchen, damit sie sich die Provisionen sparen können. Booking etwa verlangt nach Schätzungen schon mal 15 bis 20 Prozent des Hotelpreises für seine Dienste. Das ist ziemlich viel, was den Hoteliers da verloren geht. Deshalb locken diese mit günstigen Preisen auf ihre Seiten, mit Kundentreueprogrammen oder anderen Vorteilen. Aber auch Touristikkonzerne wie Tui, Fluggesellschaften wie Lufthansa, Easyjet und andere oder unabhängige Onlineanbieter von Flügen vermitteln mehr und mehr auch Hotels. Daneben gibt es AirBnB, das Unterkünfte aller Art direkt an die Touristen vermittelt. "Es gibt viele Wettbewerber da draußen, wir können uns nicht zurücklehnen", sagte Gillian Tans von Booking schon im vergangenen Jahr. Das Unternehmen will jetzt stärker auch Häuser und Wohnungen vermitteln.

Ein wichtige Rolle spielt auch Google. Der Internetkonzern lässt sich dafür bezahlen, welche Trefferergebnisse ganz oben bei Suchanfragen erscheinen. Allein Booking soll dafür sehr viel Geld zahlen, angeblich mehr als 1,5 Milliarden Euro im Quartal. Auch Expedia muss viel investieren, was zuletzt auf den Gewinn drückte. Würde Google aber künftig die eigene Hotel-Finder-Plattform ausbauen, droht neue Gefahr für Booking und Expedia - und besonders für Trivago, der Anbieter lebt ja vom Weitervermitteln.

© SZ vom 27.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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