Reisebranche:Deutsche bleiben für Fußball-WM zu Hause

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Der Tourismus kommt nicht richtig in Schwung. Das Wintergeschäft der Reiseveranstalter läuft nur schleppend.

Sibylle Haas

Flugreisen sind wegen der hohen Kerosinpreise teurer geworden, auch dürfte die allgemeine Konsumschwäche die Reiseveranstalter im nächsten Jahr belasten.

Hinzu kommt die Fußball-Weltmeisterschaft: Auf sie hoffen zwar deutsche Hoteliers, doch die Reiselust ins Ausland könnte Dämpfer erhalten. Zumindest haben frühere Jahre gezeigt, dass die Deutschen während der Fußball-WM lieber daheim geblieben sind.

Die Reiseveranstalter gehen vorsichtig ins nächste Jahr, auch wenn die Buchungslage für den Sommer besser ist als für den Winter. Die Unternehmen erwarten 2006 nur ein Umsatzplus von durchschnittlich zwei Prozent. Dies zeigt eine Umfrage der Touristik-Fachzeitschrift FVW International.

Damit kommt die Untersuchung zu einer schlechteren Prognose als der Deutsche Reiseverband DRV, der mit einem Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent rechnet.

Das Branchenblatt befragt seit Jahren Touristikunternehmen zum abgelaufenen Reisejahr und erfasst nach eigenen Angaben etwa 80 Prozent des deutschen Reiseveranstalter-Marktes. Auf die Zahlen greift übrigens auch der Branchenverband DRV zurück, der keine eigene umfassende Branchenstatistik erstellt.

Ägypten verliert

DRV-Präsident Klaus Laepple hatte bereits im Oktober das schlechte Wintergeschäft beklagt und von einer Stagnation bei den Urlaubsbuchungen gesprochen. "Wir hoffen, dass es besser wird, aber ich habe derzeit keine Veranlassung für einen positiven Ausblick", hatte Laepple auf der Jahrestagung des Verbands gewarnt.

Die schlechte Entwicklung hat sich fortgesetzt. Viele Reiseveranstalter berichten, dass sie ihre Vorjahreszahlen für den Winterurlaub nicht erreichen. Einbußen werden vor allem für Ägypten gemeldet. Das Land hat sich noch nicht von den Terroranschlägen im Badeort Scharm el-Scheich im Juli erholt.

Die befragten 61 deutschen Reiseveranstalter haben im Touristikjahr 2004/2005 (Ende Oktober) mit 28,2 Millionen Gästen einen Umsatz von 15,2 Milliarden Euro erzielt. Gegenüber dem Vorjahr stieg damit die Zahl der Teilnehmer um 6,1 Prozent und der Umsatz um 4,4 Prozent.

Das Branchenvolumen liegt jedoch noch immer unter dem des Rekordjahres 2001. In den Jahren 2002 und 2003 hatte der Tourismus durch die Folgen des Terrors und des Irak-Krieges deutliche Umsatzrückgänge verzeichnet. Stärker als der Gesamtmarkt wuchsen im vorigen Jahr Flugreisen. Die Firmen melden für das Segment ein Umsatzplus von 4,9 Prozent. Auch der Kreuzfahrt-Boom hält an.

An der Rangfolge der großen Reiseveranstalter hat sich im Vergleich zum Vorjahr nichts geändert. Nummer eins ist nach wie vor TUI, gefolgt von Thomas Cook (Hauptmarke Neckermann), Rewe Touristik (ITS Reisen, Jahn Reisen, Tjaereborg, LTU-Plus, Dertour, Meier's Weltreisen und ADAC Reisen), Alltours und der Öger-Gruppe.

Allerdings hat die Rewe Touristik der Umfrage zufolge den Abstand zu Thomas Cook verringert. Ziel der Kölner Rewe-Gruppe ist es, zweitgrößter deutscher Reiseveranstalter zu werden. Die großen Konzerne büßten leicht Marktanteile ein. Sie orientieren sich weniger am Mengenwachstum, sondern konzentrieren sich darauf, das Ergebnis zu steigern.

© SZ vom 20.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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