Qiagen:Plötzlich ohne Chef

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Mitarbeiter in einem amerikanischen Forschungsinstitut: Qiagen, Laborausrüster und Biotechfirma, ist in großen Schwierigkeiten. (Foto: oh)

Der Vorstandsvorsitzende der Biotechfirma Qiagen geht nach 26 Jahren - die Aktie bricht ein.

Von Caspar Busse, München

1993 heuerte Peer Michael Schatz als junger Finanzchef bei der kleinen Firma Diagen in Hilden bei Düsseldorf ein. 26 Jahre - das ist eine lange Zeit. Aus Diagen wurde Qiagen, aus dem Start-up eine der großen Biotech-Firmen, die Milliarden wert ist. 1996 wurde in Venlo in den Niederlanden eine Holding gegründet, bald ging Qiagen als erstes deutsches Unternehmen sogar an die US-Technologiebörse Nasdaq. 2004 wurde Schatz schließlich Vorstandsvorsitzender und löste damals den Mitgründer Metin Colpan ab.

Qiagen und Schatz, heute 54 Jahre alt - das war in all den Jahren eine Erfolgsgeschichte, die nun aber ganz plötzlich zu Ende ist. Denn in der Nacht von Montag auf Dienstag gab Schatz überraschend seinen Rücktritt bekannt. Er wolle sich "neuen Herausforderungen" stellen, werde Qiagen aber weiter als Berater zur Seite stehen, wurde mitgeteilt. Gleichzeitig musste das Unternehmen bekannt geben, dass die Ziele nicht erreicht werden können. Die Aktie brach daraufhin ein: Das Papier gab am Dienstag 21 Prozent ab und notierte bei nur noch gut 23 Euro. Es ging damit an nur einem Tag mehr als eine Milliarde Euro an Börsenwert verloren.

Der Qiagen-Aufsichtsrat beginne nun mit der Suche nach einem Nachfolger, hieß es. In der Zwischenzeit werde der für den Bereich Molekulardiagnostik zuständige Manager Thierry Bernard als Vorstandschef fungieren. Gleichzeitig wurde ein grundlegender Geschäftsumbau inklusive Personalabbau angekündigt, der hohe Restrukturierungskosten von 240 Millionen Euro zur Folge haben soll. Qiagen stellt zudem für das abgelaufenen dritte Quartal ein Umsatzwachstum von rund drei Prozent in Aussicht. Bislang war von vier bis fünf Prozent die Rede. Vor allem das China-Geschäft habe sich schwächer als erwartet entwickelt, hieß es zur Erklärung. Schon vor wenigen Monaten waren die Prognosen reduziert worden. Der bereinigte Gewinn je Aktie solle weiterhin innerhalb der Prognose von 0,35 bis 0,36 Dollar liegen, hieß es jetzt. All das kam bei den Anleger gar nicht gut an.

Qiagen ist auf Tests zum Nachweis von Krankheiten und auf Laborgeräte spezialisiert, machte zuletzt 1,4 Milliarden Euro Umsatz mit knapp 5000 Mitarbeitern. Die Biotechfirma will zudem die Entwicklung seines DNA-Sequenzierungssystems beenden. Der Schritt steht im Zusammenhang mit einer neuen strategischen Partnerschaft mit dem US-Konkurrenten Illumina. Das Unternehmen will künftig seine Entwicklungsarbeiten in diesem Geschäftsfeld auf die Zusammenarbeit mit den US-Amerikanern konzentrieren. Auch solle das Produktionsnetzwerk neu organisiert werden. Qiagen stellte immerhin in Aussicht, den damit verbundenen Personalabbau sozialverträglich zu gestalten.

© SZ vom 09.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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