Privatisierung geplant:Budweiser wird zum Übernahmeziel

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Die neue bürgerlich-grüne Regierung in Prag wirft ein Tabu der Vergangenheit über Bord und will die Traditionsbrauerei Budvar privatisieren. Interessenten gibt es schon.

Silvia Liebrich

August Busch der Vierte, Chef des US-Bierkonzerns Anheuser-Busch, dürfte die Nachricht mit Genugtuung aufgenommen haben: Die neue schwarz-grüne Regierung Tschechiens hat endlich den Weg für eine mögliche Übernahme des kleineren Konkurrenten Budweiser Budvar freigemacht.

Die in Staatsbesitz befindliche südböhmische Brauerei soll innerhalb der nächsten zwölf Monate in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Das kündigte Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic in dieser Woche an.

Die Amerikaner hatten in der Vergangenheit schon mehrfach in Prag ihr Interesse an der Brauerei bekundet, bisher allerdings stets vergeblich.

Lange Tradition

Für die vorhergehenden Regierungen wäre der Verkauf einem Tabubruch gleich gekommen. Der Bierbrauer mit einem Ausstoß von 1,15 Millionen Hektolitern gilt als einer der ältesten der Welt.

Der seit Jahrzehnten andauernde Streit mit dem viel größeren Kontrahenten Anheuser Busch trug der Traditionsbrauerei zudem die Sympathie vieler Tschechen ein. Bei der Auseinandersetzung, die schon in unzählige Gerichtsverfahren mündete, geht es um die Rechte an der Marke Budweiser, die beide Unternehmen für sich beanspruchen.

Der neue Landwirtschaftsminister fühlt sich an den politischen Kurs seiner Amtsvorgänger nicht länger gebunden.

Sentimentalitäten dieser Art kann sich der tschechische Staat offenbar auch finanziell nicht mehr leisten. Einnahmen von mindestens einer Milliarde Euro versprechen sich die neuen Machthaber von einer Privatisierung der Budvar Brauerei - Geld, das dringend für den Ausbau der Infrastruktur des Landes benötigt wird.

Kein Kommentar am Firmensitz in Budweis

Zu den Privatisierungsplänen wollte sich am Firmensitz in Budweis am Dienstag niemand äußern. Generaldirektor Jiri Bocek hatte jedoch im vergangenen Sommer angedeutet, dass eine Privatisierung unter der neuen Regierung nicht ausgeschlossen sei.

Einem solchen Schritt könne er durchaus auch positive Seiten abgewinnen, ergänzte er damals. Damit wäre etwa der Weg für Übernahmen von anderen Bierherstellern durch die Budvar-Brauerei frei. ,,Für ein staatliches Unternehmen ist das nicht möglich'', sagte er. Interessiert sei er an Billigmarken, mit denen sich der Umsatz von knapp 80 Millionen Euro steigern ließe.

Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft dürfte das Traditionsunternehmen jedoch selbst zum Übernahmeziel werden. Schon deshalb, weil Budvar eine der letzten, noch selbständigen Großbrauereien des Landes ist.

Markt aufgeteilt

Den größten Teil des tschechischen Biermarktes haben internationale Konzerne längst unter sich aufgeteilt: 45 Prozent befinden sich in Händen des südafrikanischen Herstellers SAB Miller, Nummer zwei der Branche. Marktführer Inbev hält 15 Prozent.

Als wahrscheinlichster Anwärter für eine Übernahme von Budweiser Budvar gilt Anheuser Busch, der drittgrößte Bierkonzern.

Dafür spricht auch der Versöhnungskurs, den Anheuser-Chef Busch jüngst eingeschlagen hat. Im Januar legten die Kontrahenten ihren Streit auf dem US-Markt bei und vereinbarten sogar eine Vertriebskooperation.

© SZ vom 11.04.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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