Preiserhöhungen bei der Bahn:Tiefensee lässt Mehdorn freie Hand

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Bahnkunden sind ob der drastischen Preiserhöhung entsetzt, vor allem der Bedienzuschlag bringt Reisende in Rage. Doch der zuständige Minister bleibt cool.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will nicht in die von der Deutschen Bahn (DB) geplanten Preiserhöhungen eingreifen. Auch die besonders umstrittene künftige Schalter-Gebühr von 2,50 Euro für Fernzug-Tickets sei eine unternehmerische Entscheidung der DB, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Montag. "Da bestehen keine Pläne, Druck auf die Bahn auszuüben."

Die Bahn verlangt demnächst eine Servicegebühr in Höhe von 2,50 Euro. Das Lächeln gibt's aber noch gratis. (Foto: Foto: ddp)

Ein Eingreifen verlangte dagegen die FDP, die zugleich das Preis-Monopol der Bahn im Fernverkehr durch Wettbewerb brechen will. "Das ist die Arroganz eines Monopolisten", kommentierte FDP-Chef Guido Westerwelle den angekündigten Service-Zuschlag. Grünen-Chefin Claudia Roth vermutet dahinter gezielten Personalabbau.

Nach Angaben der Bahn sollen Fahrscheine und Zeitkarten vom 14. Dezember an im Schnitt um 3,9 Prozent teurer werden. Neu eingeführt wird daneben der Bedienzuschlag für Fahrgäste, die ihre Tickets für ICE und Intercity nicht am Automaten oder im Internet, sondern an Schaltern im Reisezentrum kaufen. Man wolle dies nicht kommentieren, sagte die Ministeriumssprecherin.

"Man wird einfach abwarten müssen, ob das bei den Kunden ankommt." Es sei zu erwarten, dass Bahnchef Hartmut Mehdorn und die Konzernspitze "ihre Konsequenzen ziehen werden, wenn man sieht, wie das funktioniert".

Sechste Erhöhung in fünf Jahren

Die FDP nannte die Bahn-Pläne eine Frechheit und forderte die Regierung auf, diese Gebühr sofort zu stoppen. "Ältere Fahrgäste zum Beispiel, die mit einem Fahrkartenautomaten nicht zurecht kommen, werden abkassiert", sagte Westerwelle der Bild.

Dies sei keine unzulässige Einmischung in innere Angelegenheiten der Bahn, erläuterte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Horst Friedrich, in einem veröffentlichten Brief an Tiefensee. Im Gegenteil müsse der Bund im Aufsichtsrat wegen der "breiten Außenwirkung dieser Preis-Maßnahme" berechtigte Eigentümer-Interessen wahren.

Der Bund bezuschusse den Schienenverkehr jährlich mit 20 Milliarden Euro. "Dazu passt es nicht, dass die Deutsche Bahn ihrerseits die Monopolstellung im Fernverkehr dazu ausnutzt, mit permanenten Preiserhöhungen - über 22 Prozent seit 2004 - und jetzt auch einem kundenunfreundlichen Bedienzuschlag die Menschen vom Bahnfahren abzuschrecken." Im übrigen handele es sich um die sechste Bahnpreiserhöhung innerhalb der letzten fünf Jahre.

Im Dezember 2007 waren die Ticketpreise im Schnitt um 2,9 Prozent angehoben worden.

© sueddeutsche.de/dpa/mel/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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